Eine Kulturreise auf kaiserlichen Spuren

19451960198020002020

48 österreichische Burgen, Schlösser und Stifte ergeben die faszinierende "Via Imperialis".

19451960198020002020

48 österreichische Burgen, Schlösser und Stifte ergeben die faszinierende "Via Imperialis".

Werbung
Werbung
Werbung

Das englische Königshaus fasziniert die Massen. Wer allerdings einen Hauch Aristokratie schnuppern will, muß nicht so weit fahren. Kaiserliche Atmosphäre gibt es auch in Österreich genug, man muß den Blick nur ein bißchen in die glorreiche Vergangenheit lenken. Damit das Erbe von Burgen, Schlössern und Stiften keinen Staub ansetzt, haben sich die modernen Burgherren, Burgfrauen und Äbte am 16. Juli 1997 zu einer Initiative zusammengeschlossen: "Via Imperialis", heißt sie. Der Name hat Berechtigung: Auf jede der 48 beteiligten Liegenschaften hat mit Sicherheit schon einmal ein Mitglied des Kaiserhauses seinen Fuß gesetzt.

Von der wehrhaften Burg Kufstein, die 1205 erstmals urkundlich erwähnt und von Kaiser Maximilian I. zur Festung ausgebaut wurde, über das von Lukas von Hildebrandt erbaute Benediktinerstift Göttweig, in dem Kaiser Einkehr und Ruhe in den eigens dazu vorgesehenen Appartements suchten, bis hin zur sommerlichen Villa in Bad Ischl reicht das weite Spektrum. Die Via Imperialis folgt dem unberechenbaren Herzschlag der Geschichte, Ausstellungen und Führungen sollen dazu beitragen, die Vergangenheit lebendig zu erhalten und die Zukunft der historisch wertvollen Gemäuer zu sichern. Neben prominenten Beispielen wie der Wiener Hofburg, der Salzburger Residenz oder dem Schloß Hellbrunn finden sich auch weniger bekannte Kleinodien, die durch diese Initiative aus dem Dornröschenschlaf geweckt und entdeckt werden wollen.

Eine der berühmtesten Familien der österreichisch-ungarischen Monarchie waren die Grafen von Harrach. Aus ihrem Besitz stammt das Schloß Rohrau in Niederösterreich, wo sich eine ansehnliche Kunstsammlung aus spanischer, neapolitanischer, niederländischer und italienischer Malerei betrachten läßt. Mindestens ebenso eindrucksvoll sind die exklusiv eingerichteten Räumlichkeiten. Auch der jetzige Besitzer des Schlosses Grafenegg hat einen klingenden Namen: Herzog Franz Albrecht Metternich-Sandor gehören die niederösterreichischen Latifundien in der Nähe von Krems. Weil der Erbauer Graf Breuer für englische Wasserschlösser schwärmte, präsentiert sich Grafenegg in einem für Österreich seltenen romantischen Stil, der an die Schlösser der bösen Hexen in Walt Disneys Klassiker "Schneewittchen" erinnert.

Romantisch geht es auch auf Schloß Rosenburg zu: Jeden ersten Sonntag im Monat geht es hier wahrlich mittelalterlich zu. Flugvorführungen von Edelfalken, Adlern und Geiern, hoch zu Pferd und mit Fanfarenbläsern begleitet, lassen aus dem Alltag in eine glorreiche Vergangenheit tauchen. Ritteressen in der Taverne oder Kerzenlichtkonzerte vervollständigen das Gefühl vom Ritterleben. Ausstellungen über das adelige Landleben von 1500 bis 1800, die Falknerei und Greifvogelkunde oder die Märchenwelt vervollständigen das Programm.

Auch in Salzburg setzt man jenseits der Hochkultur der Salzburger Festspiele auf mittelalterliche Attraktionen: Auf der Erlebnisburg Hohenwerfen wird an jedem zweiten Wochenende ein spektakuläres Schaufechten geboten. Jahrhundertelang diente die Burg als Gefängnisstätte. Sogar Erzbischof Adalbert III. (1198), der steirische Landeshauptmann Siegmund (1525) oder Erzbischof Dietrich von Raitenau (1611) sind hier in den Verliesen gesessen. Heute gibt es für unbescholtene Bürger keinen Grund mehr zur Furcht. Spätestens seit der Ausstellung "150 Jahre Österreichische Bundesgendarmerie" im Jahr 1998 dürften alle Zweifel an der Sicherheit der Burg beseitigt sein. Wem trotzdem vor Falken oder mittelalterlichen Burganlagen gruselt, der kann immer noch den kaiserlichen Spuren in Klöster, Stifte oder Sommerresidenzen folgen.

Klosterneuburg ist so ein Kleinod, wo sich abgesehen von der aktuellen Schau: "Der Traum vom Weltreich - Österreichs unvollendeter Escorial" viele Entdeckungen machen lassen. Zwar ist mit dem nun existierenden Bau nur ein Viertel der geplanten Anlage fertiggestellt worden, trotzdem scheint die Anlage für heutige Verhältnisse absolut weitschweifig. Im Obergeschoß finden sich neben einem wunderbaren Blick über die Donau Skizzen und Ansichten des Klosters. Einige davon sind mit "Loos" signiert, zumindest einem Verwandten des berühmten Architekten kommt man damit auf die Spur. Unverkennbar der junge Schiele, der sich hier neben alten Heiligenfiguren an der Wand findet. Das verwaltete Erbe der Stifte, Burgen und Schlösser ist immer für Überraschungen gut.

Das Schöne an der "Via Imperialis" ist die Vielfalt, die sie bietet: die Größe, Lage, Bauzeit und Nutzung der 48 historischen Gebäude fordern die heutigen Erben zu verschiedensten Konzepten heraus. "Der größte Teil der Burgen, Stifte und Schlösser ist in Privatbesitz, und muß mit Liebe und Aufwand erhalten werden," erklärt Magdalena Daroczy, die im "Via Imperialis"-Büro das Telefon hütet. "Aber das ist ein Erbe, das in Zukunft an die Kinder gegeben werden soll," sieht sie in der Erhaltung österreichischen Kulturgutes gleichzeitig eine Investition in die Zukunft. Das Spannungsfeld zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu lösen, ist in Schloß Halbturn im Burgenland besonders gut gelungen. Im ehemaligen Jagdschloß der Kaiserin Maria Theresia hat man das Erbe der starken Frauenpersönlichkeit gerade zum Anlaß einer Sonderschau genommen, die sich mit weiblicher Weltsicht auseinandersetzt: "Frauenidole - die etwas andere Ausstellung". Gräfin Philippa Königsegg und Charlotte Titz werden am Furche-Wochenende im September (siehe Furche-Leseraktion) fachkundige Führerinnen sein.

Auch denjenigen, die das "Sissy"-Jahr etwas verschlafen haben, kann die "Via Imperialis" noch helfen: In der Hermes Villa gibt es im stilgerechten Ambiente der schönen, dekadenten, mondänen Habsburgergattin "Kaiserin Elisabeth ... in einem Wald von Tränen" zu bestaunen. Österreich hat auch dem Mythos der Lady Di noch etwas entgegenzusetzen, vorausgesetzt, man wagt in der Stadt Freuds den Blick in die Vergangenheit noch einmal. Er lohnt sich allemal, und sei es auch nur, um die Gegenwart des nostalgieverliebten Österreich besser zu verstehen. Selbstverständlich ist die "Via Imperialis" auch im Internet zu finden.

Wichtiger Hinweis Furche-Leseraktion Am 18. und 19. September erhalten Furche-Leser in 16 der 48 Einrichtungen der "Via Imperialis" ermäßigten Eintritt sowie eine kleine Überraschung und werden von besonders kompetenten Personen durch die Ausstellung geführt. Näheres über dieses Furche-Wochenende lesen Sie in einer der nächsten Furche-Ausgaben.

"Via Imperialis" Kontaktadresse: Kleine Neugasse 9/6, 1050 Wien, Tel: 581-53-18 e-mail: via.imperialis@look.at Homepage: www.viaimperialis.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung