Eine lautstarke Meinung und die Liebe zum Film

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Wer Hans Hurch kannte, wusste um seine ausgeprägte Liebe zum Film und zu den Spielformen dieses Mediums, das ihm schon als Kind großes Vergnügen bereitete. "Ich habe die Freude am Kino bisher nicht verloren", erzählte er uns einmal in einem Interview. "Anders wäre der Job des Viennale-Direktors auch nicht machbar", fand Hurch. 20 Jahre lang stand er der Viennale vor, sichtete jedes Jahr Tausende neue Filme, um für sein Wiener Publikum eine feine Auswahl zusammenzustellen. Nicht immer traf Hurch mit seiner Vorliebe für forderndes Kino den Geschmack des Publikums, aber sein Eigensinn, den er selbst bei der Eröffnung der vergangenen Viennale im Oktober 2016 launig zur Sprache brachte, hat dennoch für viel Filmvermittlung gesorgt: Hurch hat das Wiener Publikum stets mit hochkarätiger Filmkunst versorgt, die ihm sonst verwehrt geblieben wäre.

1952 wurde er in Schärding geboren, nach der Matura studierte er in Wien unter anderem Kunstgeschichte und schrieb ab Mitte der 70er-Jahre beim "Falter", wo er die Filmredaktion aufbaute. Nebenher engagierte sich Hurch auch für zahlreiche Filmschauen und Retrospektiven, was sozusagen die Keimzelle für seine spätere Viennale-Intendanz wurde. 1997 übernahm er diesen Posten von seinem Vorgänger Alexander Horwath. Seither ist der immer wieder auch offene Disput zwischen den beiden thematisiert worden, doch die gemeinsame Retrospektive der Viennale brachte beide immer erneut freundschaftlich zusammen. Hurch war stets ein streitbarer Kulturmanager. Er gab seine politische Meinung lautstark von sich, auch wenn er nicht gefragt wurde. Diese Qualität der Diskursführung machte ihn zu einem Gesetzlosen in einem überwiegend angepassten Kunstbetrieb. Eine Sonderstellung, die er sich getrost erlauben durfte.

Bis 2018 wäre sein Viennale-Vertrag noch gelaufen, dann hätte sich Hurch als Langzeitdirektor auf eigenen Wunsch verabschiedet. Sein unerwarteter Herz-Tod am vergangenen Sonntag in Rom während eines Treffens mit Regisseur Abel Ferrara reißt nun eine tiefe Lücke in die Organisation und den Spirit des Festivals. Nun muss schneller als gedacht nach einer Nachfolge für Hurch gesucht werden. Tief betroffen reagierte Viennale-Geschäftsführerin Eva Rotter, man wolle die heurige Filmschau "ganz in seinem Sinne" gestalten. Ganz in seinem Sinne, das heißt: Film für alle öffnen, es jedem leicht machen, sich der Kunst hinzugeben. Das ist Hans Hurchs großes Verdienst.

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