Eine Pointe ist zu wenig

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Warum nicht mit der Premierenfeier beginnen, in der sich die Darsteller erst einmal in den Rollen von Regisseur, Ausstatter, Dramaturg oder Requisiteur präsentieren und aus diesem Blickwinkel in eine Produktion einführen, wie man es im Theater an der Wien mit Purcells "The Fairy Queen" versucht? So kann das Publikum einen Blick hinter die Kulissen werfen, erfahren, was notwendig ist, bis ein szenisches Konzept wirklich steht und so mit der Musik verbindet, dass es herzeigbar ist.

Nicht zu kurz kommt in einer solchen Erzählart, dass den Protagonisten während einer Probenphase nicht immer bei der Sache sind, sie oft auch sehr Persönliches bewegt, wie man hier durch die eine oder andere Projektion auf die Wand des Proberaumes erfährt. Eine hysterische Hauptdarstellerin muss gefeuert werden, der um Ideen ringende Regisseur und sein um seine Karriere besorgter Assistent buhlen gleichermaßen um den attraktiven Ersatz. Nach einer Premiere aber geht Leben oft genau so weiter wie vor Probenbeginn. Auch das führt Regisseurin Mariame Clément vor Augen. Allerdings zu langatmig.

Man hätte müssen

Von diesen Hintergrund-Schilderungen hat man bald genug. Man will wissen, was sich das Produktionsteam wirklich zu diesem Thema gedacht hat. Dazu hätte man früher aus dieser Probiersituation ins eigentliche Thema kommen müssen, hätte es zumindest des Versuchs bedurft, eine Brücke zwischen den einzelnen Arien und Instrumentalnummern zu bauen, die Darsteller klar zu charakterisieren.

Ein solches Manko kann nicht durch noch so exzellente Singschauspieler wie Anna Prohaska, Kurt Streit und Florian Boesch sowie dem gleich ausgezeichneten Arnold Schoenberg Chor ausgeglichen werden. Auch nicht dadurch, dass man Feen und Elfen so kleidet, dass sie wenigstens den Hauch von Sommernachtstraum-Atmosphäre verstrahlen.

Man wäre besser beraten gewesen, diese Purcell Semi-opera, die zu den besonders schwierig zu realisierenden Stücken der Opernliteratur zählt, konzertant oder semiszenisch aufzuführen. Allerdings mit einer spannenderen, und virtuoseren musikalischen Begleitung als es Christophe Rousset und die diesmal wenig brillanten Musiker von Les Talens Lyriques, deren Blechbläser einen besonders schlechten Tag hatten, drei sehr lange Stunden vorexerzierten.

The Fairy Queen Theater an der Wien 26., 28., 30. Jänner

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