Eine prägende katholische Gestalt

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn 1983 ein Kairos für Österreichs katholische Kirche der Abschied von der Nachkriegs- und der Nachkonzilszeit war, dann ist das auch an prägenden Gestalten für diese Epoche festzumachen. Eine Woche nach dem Katholikentag verstarb der Schillerndsten einer: Friedrich Heer. Der Polyhistor, Kulturphilosoph und Querdenker gehörte auch zum intellektuellen Urgestein der FURCHE. Schon sein erster großer Artikel im Blatt im September 1946 war mit "Aufgang des Abendlandes“ übertitelt, der Antithese zu Untergangsprophetien, die man im Übrigen heute wie ehedem findet. Alle wesentlichen Debatten, die Heer anstieß, fanden auch in der FURCHE statt, deren Redaktion er bis 1961 angehörte, und für die er bis zu seinem Tod schrieb. 1949 eckte er mit dem "Gespräch der Feinde“ an, das auch den Dialog mit dem Kommunismus einschloss.

In den 1960er-Jahren gehörte er zu den Bahnbrechern der Aufarbeitung des christlichen Antijudaismus, sein Buch "Gottes erste Liebe“ (1967) war da ein Meilenstein. Ein Schwieriger blieb er zeitlebens, ein Unverstandener, dessen Denken immer am Puls der Zeit war, genauer: diesem meist einen Schritt voraus.

"Mutigstes Espenlaub, das ich je zittern sah“: So charakterisierte ihn Hubert Feichtlbauer, FURCHE-Chefredakteur in den letzten Lebensjahren Heers, einmal. Vom 31. August 1983 datiert Friedrich Heers letzter Leitartikel für die FURCHE. Das Thema: Der Manichäismus als "Krebskrankheit der weißen Zivili sation“. Noch einmal geißelte er da etwa am Beispiel der Politik von US-Präsident Reagan das Teilen der Welt in Gut und Böse.

Apropos Krebs: An dieser Krankheit litt Heer jahrelang. Er ist daran 67-jährig am 18. September 1983 verstorben. (ofri)

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung