Eine starke Frau in der Männerkirche

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"Kinder, Küche, Kirche -auf diese drei K fixierte man noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gerne den Tätigkeitsbereich von Frauen." Dieser Satz, der sich in Ingeborg Schödls Buch "Gottes starke Töchter - 12 Frauen in der Kirche von heute"(1998) findet, weist auf das Engagement der Autorin trefflich hin: Ingeborg Schödl hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, ebendiesem Klischee das Vorbild starker Frauen - gerade im katholischen Kosmos von Österreich entgegenzusetzen, ihm bestimmt, unbeirrt und, wenn es sein muss, resolut entgegenzutreten. Die Publizistin, die bis zu ihrer Pensionierung als Redakteurin der Wiener Kirchenzeitung tätig war, machte sich 1977-99 auch in der Hörer-und Sehervertretung des ORF einen Namen, als Vorsitzende des Programmausschusses war sie den jeweiligen ORF-Generälen unbequem, indem sie unermüdlich auf Qualität im ORF-Programm pochte. Schödl engagierte sich auch als Vizepräsidentin des Katholischen Familienverbandes und leitete dessen Zeitschrift Ehe und Familie. Aber ihre Berufung - und auch öffentliche Wahrnehmung - fand Schödl beim Frauenthema. Sie holte in einem Buch die Katholikin Margarethe Ottilinger vor den Vorhang, die als 29-jährige Beamtin 1948 von den Sowjets aus Österreich verschleppt wurde, im Gulag landete und nach ihrer Rückkehr zur Managerin in der verstaatlichten Industrie aufstieg. Zuletzt verfasste Schödl die Biografie der Tiroler Ordensfrau und Missionsärztin Anna Dengel (vgl. FURCHE 20/2014): Auch in deren Leben zeigte sie wieder und wieder auf, wie starke Frauen in der Männerkirche zu kämpfen hatten (so konnte, bevor Dengel eine Änderung der kirchlichen Vorschriften erreichte, eine Ordensfrau nicht Ärztin sein )Ganz besonders engagierte sich Ingeborg Schödl für das Gedächtnis der Sozialreformerin und Politikerin Hildegard Burjan (1883-1933), die auch die Schwesterngemeinschaft "Caritas Socialis" gegründet hatte. Bereits 1991 verfasste Schödl ihr erstes Buch über sie ("Männerwelten -Frauenwerke"). 2008 legte sie eine weitere Burjan-Biografie nach. Schödl war als Vizepostulatorin an vorderster Stelle am Seligsprechungsprozess für Burjan beteiligt. Dass sich das Verfahren in Rom lang dahinschleppte, konnte sie zornig machen. Doch auch dieses Engagement war erfolgreich -am 29. Jänner 2012 wurde Hildegrad Burjan in Wien seliggesprochen. Kaum glaublich, dass Ingeborg Schödl, Mutter zweier Töchter, am 28. August den 80. Geburtstag feiert.

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