Einmischung – ein Name für Theologie

Werbung
Werbung
Werbung

„Riskanter Glaube“, so hat der reformierte Theologe seine jüngste „Einübung ins Christentum übertitelt. Ein Glaubensbuch – auch für Skeptiker.

Österreichs Evangelische sind eine Minderheit. Erst recht deren Spielart, die offiziell als „Evangelische Kirche Helvetischen Bekenntnisses“ firmiert: Etwa 14.000 Gläubige zählen die Reformierten hierzulande. Trotz der kleinen Zahl: Auf der Evangelisch-Theologischen Fakultät Wien ist einer der beiden Lehrstühle für Systematische Theologie einem Reformierten vorbehalten. Der derzeitige Lehrstuhlinhaber heißt Ulrich H. J. Körtner. Wenn es um die Öffentlichkeit von Theologie geht, dann ist in Österreich, diesem katholischen Land, dieser Theologe der verschwindenden Minderheit der Reformierten an vorderster Stelle zu nennen.

„Ja, ich glaube …“

„Ja, ich glaube, wobei zu meinem Glauben eine gesunde Portion Skepsis gehört.“ Mit diesem Satz leitet Körtner den ersten Beitrag seines jüngsten Sammelbandes „Riskanter Glaube“ ein: „Sie [die Skepsis, Anm.] richtet sich ebenso gegen die Renaissance der Religion wie gegen den neuen Atheismus, dessen militanter Dogmatismus dem religiösen Fundamentalismus, gegen den er lautstark polemisiert, in nichts nachsteht.“ Ein befreiender, gesunder Zugang – auch und gerade für den Katholiken, der von seiner Kirchenleitung eher den Rekurs auf vermeintliche Sicherheit und alte Gewissheit gewohnt ist. Doch gerade gegen die gewohnte Sicherheit und Gewissheit schreibt Körtner an. Ein notwendiges, auch ökumenisch wichtiges Unterfangen.

Wenig Neues, aber dafür einen bunten Strauß Körtner bietet das Büchlein an – den Prediger ebenso wie den politisch wachen Geist, der sich nicht scheut, an den öffentliche Debatten teilzunehmen. Verstreute Beiträge und Artikel sind so nicht nur zu einer „Ein–übung ins Christentum“, wie der Untertitel des Bandes angibt, geraten. Man könnte mit Fug und Recht auch „Körtner für Anfänger“ darüberschreiben.

Theologoischer Streit

Da geht es um theologischen Streit – wie den Widerspruch zum römischen Verständnis von Ökumene oder Spitzen gegen Kardinal Schönborns Darwinismuskritik. Aber eben auch um eine Antithese zum Vulgäratheismus à la Richard Dawkins.

Und dann viele Beiträge, die von der gleichfalls skeptischen, aber tiefen Spiritualität Körtners Zeugnis geben: Etwa über das Geboren-Sein, wo er – man möchte sagen: natürlich – auch bei Hannah Ahrendt ankommt. Oder eine Ausandersetzung mit dem Schweigen Gottes.Dazu Erinnerungen an herausragende Zeitgenossen – etwa an den verzweifelten Katholiken Reinhold Schneider oder an den ermordeten Protestanten Dietrich Bonhoeffer.

Christsein hat mit dem Leben zu tun. Viele der Texte Körtners in dem kleinen Buch sprechen genau davon. Fünf der insgesamt 31 Zugänge, die Körtner hier zusammengestellt hat, sind übrigens erstmals in der FURCHE erschienen.

Hier zeigt sich, dass es zwischen den Themen, die der Theologe aufgreift und dieser Zeitung Affinitäten gibt. Auch von daher lohnt sich die Lektüre des Sammelbandes.

Einmischung ist ein schöner Name für Theologie. Auch diese Sentenz könnte als Titel dieses Buches gut herhalten.

Riskanter Glaube Einübung ins Christentum

Von Ulrich H. J. Körtner

Evangelischer Presseverband, 2009 244 Seiten, geb. € 16,50

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung