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"Heiß umfehdet, wild umstritten", um es quasi "bundeshymnisch" auszudrücken, ist im aktuellen öffentlichen Diskurs der Begriff Elite: als Wort wie als Konzept, aber auch in seinen Ableitungen (elitär) und Zusammensetzungen (Eliteuniversität). Da wird bisweilen der Linguist in den Zeugenstand geholt.

Führt etwa die Etymologie zu einem objektiven Befund und überbrückt so die Kluft zwischen angestrebtem Ziel und prekärer Gefahr? Der sprachliche Sachverhalt ist so klar wie bündig: Das Wort für "Auslese" ist vor 300 Jahren als Element einer Kulturtrift aus Frankreich zu uns gelangt. Das Vokabel élite gehört zum Verbum élire, das auf lateinisch eligere "auswählen" basiert. Im Prinzip ist also der Ausdruck Auslese positiv besetzt: Das weiß jeder Weinkenner und bestätigt uns zudem der Märchenspruch: "Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen."

Doch Auswahl schafft auch Ungleichheit. Sie betont Unterschiede und hebt Qualität hervor. Widerspricht Elite also dem Grundsatz der égalité? Sicher dann nicht, wenn die Leistungsstärksten weiter gefordert und gefördert werden, ohne dass dadurch die Chancengleichheit zu Schaden kommt.

In den jüngsten Debatten sind freilich Ängste nicht zu überhören und geäußerte Sorgen ernst zu nehmen: wenn etwa Rektoren, die den Lehr-und Forschungsbetrieb ihrer Hohen Schule gerade noch finanzieren können, auf ministeriell verordnete "Conditions of excellence" nicht eben euphorisch reagieren. Da kann das Fahnenwort Elite alsbald kippen und Züge eines Stigmawortes annehmen.

Positiv gefärbte Wörter verlieren ihre semantische Unschuld, sobald sie zwischen die Fronten der politischen Diskussion geraten. Dann nämlich verfestigen sich Vokabel zu ideologischen Kampfbegriffen.

Der Autor ist Professor für Sprachwissenschaft in Salzburg.

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