Empört euch auch in Filmen

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Die Aufforderung von Stéphane Hessel, sich der Werte der Résistance neu zu besinnen, ist das diesjährige Thema des "Jüdischen Filmfestivals Wien“.

Krakau 1942: Eine junge Polin namens Joanna findet in einer Kirche ein verlassenes jüdisches Mädchen, dessen Mutter gerade verschleppt wurde. Sie nimmt das Kind bei sich auf und versteckt es. Um das Mädchen vor dem sicheren Tod zu bewahren, wird sie die Geliebte eines deutschen Offiziers. Dadurch jedoch ist sie in den Augen der eigenen Landsleute eine Verräterin. Der auf einer wahren Begebenheit basierende Film "Joanna“ (2010) des polnischen Regisseurs Feliks Falk wird sicherlich einer der Höhepunkte des diesjährigen Jüdischen Filmfestivals Wien. Der vielgelobte Streifen ist auch beispielhaft für den heurigen Schwerpunkt des Festivals "Empört Euch!“, in dessen Rahmen ein Reihe von Filmen über Zivilcourage und Widerstand gezeigt wird - ein Bezug auf die gleichnamige Streitschrift, mit welcher der heute 94-jährige Stéphane Hessel in die Bestsellerlisten gelangte. "Mich hat es so berührt, wie dieser Widerstandskämpfer und Überlebende eines Konzentrationslager im hohen Alter noch einmal zur Feder greift und die heutige Generation auffordert, sich auf friedliche Weise zu empören und zu engagieren“, sagt Monika Kaczek, die gemeinsam mit Ehemann Frédéric-Gérard das Jüdische Filmfestival Wien leitet.

42 österreichische und internationale Produktionen

Auch der Eröffnungsfilm ist Teil dieses Schwerpunktes: Der französische Spielfilm "Les Hommes Libres“ (2011) ist ebenfalls 1942 angesiedelt, allerdings in Paris. Im Mittelpunkt steht die Große Pariser Moschee, deren Oberhäupter in jener Zeit verfolgte Juden und Résistance-Kämpfer versteckten und mit falschen Papieren ausstatteten. Der Dokumentarfilm "Freedom Of My Mind“ (1994) beschäftigt sich mit der Beteiligung jüdischer Aktivisten an der US-Bürgerrechtsbewegung. In den 1960er Jahren unterstützen viele Juden die Bewegung der Afroamerikaner, da sie sich in Erinnerung an die Unterjochung des eigenen Volkes in Ägypten mit den unterdrückten Schwarzen identifizierten.

Insgesamt werden 42 neuere österreichische und internationale Produktionen aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Israel, Italien, Kanada, Polen, Tschechien und den USA vorgestellt. Aus dem Programm legt die Festivalleiterin den Zusehern den Dokumentarfilm "Ha-Talian“ (2010) ans Herz: Es ist die Geschichte jenes Mannes, der als Henker das Todesurteil an dem NS-Massenmörder Adolf Eichmann vollstreckte. Als Vorfilm wird der Streifen "Nacht und Nebel“ gezeigt: In der Nacht nach der Hinrichtung verstreute eine Gruppe von Polizeioffizieren Eichmanns Asche in internationalen Gewässern vor der israelischen Küste. Kaczek: "Ein starker Film.“

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