Entkitschter, beklemmender Blick hinter Ceylons Tourismusfassade

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Intendant Johannes Reitmeier hat in seinem ersten Jahr am Tiroler Landestheater Glück, auch mit den letzten Saison-Premieren: Die österreichische Erstaufführung von Kay Pollaks Schauspiel "Wie im Himmel“ (kommt im November am Theater in der Josefstadt), der Selbstläufer "Anatevka“ und nun Georges Bizets Jugendwerk "Les pêcheurs de perles“ sind auf beachtlichem Niveau gelungen.

Für die Szene der "Perlenfischer“ wählten Regisseur Urs Häberli und Bühnenbildner Thomas Dörfler den Blick hinter Ceylons Tourismusfassade und zeigen eine vergitterte Fabrik am Strand Ceylons, in der die Perlen weiterverarbeitet, aber auch Textilien hergestellt werden. Wenn die Fabrik am Ende in Flammen aufgeht, bestätigt eine beklemmende Realität die Theatervision. Entkitscht und entstaubt kann diese französische Oper ihre schimmernden Seiten zeigen. Das Libretto, eine Dreiecksgeschichte um die Priesterin Leila, wird in seiner Bollywood-Anlage relativiert. Die traditionelle Farbenpracht Ceylons findet sich nur im Sari Leilas.

Unter Raoul Grüneis musikalischer Leitung geht es im Orchester sehr wohl um Farben, auch um Transparenz und leidenschaftliches Aufflammen. Hervorragend die Besetzung mit Christine Buffles ebenso höhen- und koloratursicherem wie zur Attacke fähigem Sopran, Eric Laportes schmiegsamem Tenor für den Nadir und Bernd Valentins Zurga mit Baritonwohlklang.

Les pêcheurs de perles

Tiroler Landestheater

30. Juni, 5., 7. Juli

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