Entlarvt: Pekings Legitimationslügen zu Tibet-Überfall

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Bis Anfang kommenden Jahres will China in Tibet den höchstgelegenen Flughafen der Welt bauen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, wird der Nagqu-Dagring-Airport auf einer Höhe von 4436 Metern liegen und damit den ebenfalls im tibetischen Hochland angesiedelten bisher höchsten Flughafen Bamda um 102 Höhenmeter übertreffen.

Daneben treibt die Regierung in Peking die industrielle Erschließung Tibets derzeit unter anderem mit dem Bau von sechs neuen Eisenbahnstrecken voran. Kritiker sehen durch diese massive Industrialisierungspolitik nicht nur das sensible Ökosystem im Hochland gefährdet. Die Erschließung fördert den bislang schon massiven Zuzug von Han-Chinesen und drängt die tibetische Bevölkerung im eigenen Land weiter an den gesellschaftlichen Rand.

Von offizieller chinesischer Seite wird die wirtschaftliche Erschließung Tibets jedoch als ein Legitimationsgrund für die Annexion des Landes angeführt. „Gewiss muss man China zugestehen, dass es in mancher Hinsicht beachtliche Leistungen in Tibet erbracht hat und den Himalaya-Staat keineswegs immer im Stil eines Koloniallandes behandelt, also letztlich mehr extrahiert als investiert hat“, schreibt auch Marcus Hölzl in seiner Studie „Tibet – vom Imperium zur chinesischen Kolonie“. Dennoch, so Hölzls Resümee, „können wirtschaftliche Leistungen keine Herrschaftslegitimation verleihen.“

Besatzer wollen Befreier sein

Neben der wirtschaftlichen Legitimation behauptet Peking auch historische Gründe für die Einverleibung Tibets angeben zu können. Und China beansprucht für sich mit dem Einmarsch in Tibet vor bald 60 Jahren dem tibetischen Volk geholfen, es von äußeren Feinden (Großbritannien und USA) sowie von der Unterdrückung durch die eigene Oberschicht befreit zu haben. Punkt für Punkt geht Hölzl dieser chinesischen Argumentation nach – und widerlegt sie:

Tibet war zum Zeitpunkt des chinesischen Eindringens „eine selbstständige und freie Nation“. Auch ein nicht perfektes tibetisches Gesellschaftsmodell erlaubt nicht die Kolonialisierung eines Landes, und stünden Entwicklung und Modernisierung im Vordergrund der chinesischen Interessen, könnt man das ja auch über Partnerschaften und Entwicklungszusammenarbeit erreichen. Hölzl entlarvt die chinesische Argumentation als das, was sie ist: eine eigennützige Lüge. (wm)

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