Er behielt nicht recht

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Peter Handkes "Die Unvernünftigen sterben aus" wirkt alt.

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Peter Handkes "Die Unvernünftigen sterben aus" wirkt alt.

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Die Unvernünftigen sterben aus", nannte Peter Handke sein vor 25 Jahren uraufgeführtes Drama. Ach, hätte er mit seiner Prophezeiung doch recht behalten! Das Stück war seinerzeit eine Anklage gegen die moralischen und wirtschaftlichen Gefahren des Kapitalismus, fest im Neomarxismus der Frankfurter Schule verhaftet. Nun ist es im Grazer Schauspielhaus wieder aufgeführt worden, doch haben ihm die Jahre nicht gut getan. Zwar ist Handkes Sprache erhalten und wird von allen Darstellern mit bewundernswerter Deutlichkeit gesprochen, doch mitleiderweckende Seelenschilderungen der Menschen, die am Kapitalismus scheitern, findet man nicht.

Das ist zum größten Teil dem Regisseur Wolfram Apprich zuzuschreiben. Er läßt Monologe ins Publikum deklamieren, manchmal wird über die steile, leere Bühne (Wolf Gutjahr) gerannt. Ein Hörspiel hätte es auch getan. Die in den Text eingebaute Passage aus Stifters "Hagestolz" wird in verhetztem Tempo von einem ebenfalls hin- und herrennenden Schauspieler gesprochen. Fürchtete der Regisseur, Stifters Sprache würde jene Handkes in den Schatten stellen? Im Original endet das Stück mit dem Selbstmord des Kapitalisten Quitt. Hier bleibt er am physischen Leben. Sein Suizid ist nicht mehr notwendig, denn seine Psyche ist zerstört. Das ist eine schlüssige Deutung, nimmt aber dem Stück den letzten Rest von theaterwirksamer Dramatik.

Das Ensemble tut sein Bestes: Oliver Nitsche als eiskalter Quitt, Franz Solar als chancenloser Kleinaktionär, Gerhard Balluch und Erik Göller als Möchtegern-Kapitalisten, Andre Wagner als bemühte Kopie seines Herrn, Helga Pedross und Renate Winkler als seelisch deformierte Frauen auf dem Schlachtfeld der Gewinnmaximierung.

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