Erfolgreiche Diözese mit konservativen Vernaderern

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Linz – „Jetzt ist einer von uns einmal zum Zug gekommen“, freute sich Pfarrer Josef Enichlmayr vergangene Woche bei der Dechantentagung im Bildungshaus Schloss Puchberg bei Wels. Josef Maria Wagner, der Pfarrer von Windischgarsten, sollte Linzer Weihbischof werden. Wagner ist ebenso wie Enichlmayr Mitglied des „Linzer Priesterkreises“. Doch nun ist nach dem Rückzieher Wagners aus dem Karriereschritt nichts geworden. Ein herber Rückschlag für diese Randgruppe, die seit 30 Jahren versucht, die Diözese auf den rechten Weg zu bringen.

Bei den Postenbesetzungen sind die erzkonservativen Kräfte in Linz erfolglos geblieben. Sie konnten lediglich 1980 die Berufung von Weihbischof Alois Wagner zum Bischof verhindern. Aber die Bestellung von Maximilian Aichern (1981–2005) war aus ihrer Sicht ein Fehlschlag. Es ist ihnen jedoch gelungen, mit ständigen Beschwerden und Vernaderungen in Rom das Bild einer Diözese zu erzeugen, in der es drunter und drüber gehe. Tatsächlich steht aber Oberösterreich sehr gut da. Es gibt eine breite katholische Mitte, bei allen kirchlichen Sammlungen spendet die Diözese österreichweit am meisten. Selbst beim Peterspfennig, der nach Rom geht. Diese Tatsache widerspricht der Behauptung der Traditionalisten, die Diözese sei nicht papsttreu. Die konservativen Vernaderer sind kleine Gruppen. Neben dem Linzer Priesterkreis gehört Friedrich Engelmann mit Der 13. dazu. Oder auch Pornojäger Martin Humer. Aber seit dem Abtritt von Kurt Krenn in St. Pölten ist es ruhiger geworden um die rechten Recken. An ihre Stelle treten neue Netzwerke wie kath.net, kreuz.net oder gloria.tv.

Ernst Bräuer, als ehemaliger geistlicher Rektor des Bildungshauses Puchberg häufig Zielscheibe rechter Vernaderungen, sieht zwei Hauptfaktoren für die Abwehr rechter Übernahmeversuche in Linz. Zum einen gebe es überdurchschnittlich viele theologisch gut Ausgebildete. Der zweite Faktor, der die Diözese Linz von allen anderen in Österreich unterscheidet, sei die Stärke der Laien, der Katholischen Aktion. Schon in den 50er Jahren verlangte der damalige Bischof Zauner den Aufbau der Katholischen Männerbewegung, Frauenbewegung, Jugend, des Katholischen Bildungswerks etc. Diese Gruppen hatten auch die Aufgabe, sich um die Pastoral der jeweiligen Gruppe zu kümmern. Bräuer: „Die Katholische Aktion war von Anfang an im innersten Bereich der Diözese.“

Initiativen wie die Voest-Pfarre oder das Betriebsseminar kamen in den Ruf, „links“ orientiert zu sein. Aichern war in keiner einfachen Situation. Auf der einen Seite hatte er eine gut funktionierende Diözese, bei den Gläubigen war er überaus beliebt. Dazu kamen ein engagierter Klerus und eine engagierte Katholische Aktion, die sich die Freiheit nahmen, selbst Lösungen vorzuschlagen. Auf der anderen Seite war Aichern Druck aus Rom ausgesetzt, das auf die Vernaderungen reagierte. Aichern trat 2005, zwei Jahre vor seinem 75. Lebensjahr, ab. Überraschend wurde der Wiener Weihbischof Ludwig Schwarz zum Nachfolger bestellt. Nach einer Schrecksekunde arrangierten sich die Diözesanen mit dem neuen Herrn. Lediglich einmal blitzten die Feuer öffentlich auf. Als Schwarz den Pastoralassistenten die Taufe in Notfällen gänzlich verbot, marschierten mehrere hundert Demonstranten zum Bischofshof. Ludwig hörte sich das an und lud alle zum Gebet.

Nun sind die Erzkonservativen mit der Zurücklegung des Weihbischofsamtes durch Gerhard Maria Wagner an der Geschlossenheit des Klerus, an der starken Katholischen Aktion und letztlich auch an den Gläubigen neuerlich gescheitert. Die Menschen wollen keine Extreme, sie wollen den Weg der Mitte. Sie leiden unter dem Priestermangel, denn sie wollen einen Pfarrer in ihrer Gemeinde. Bräuer: „Wir in Linz versuchen, bei der Lösung des Problems des Priestermangels und der Aufrechterhaltung des Pfarrlebens innerhalb des Kirchenrechts zu bleiben, aber alles das auszunutzen, was es gerade zulässt.“ Rom reagiere darauf mit der Angst, was bleibe da den Priestern noch übrig? Bräuers Konsequenz: „Man muss das Priesteramt neu überdenken und gewichten.“

Der Autor, langjähriger Chefredakteur der Oberösterreichischen Rundschau, ist freier Publizist

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