Erlebnisparcours für mehrere Sinne

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Spezielle Räume samt Farbenrausch, Gemälde und Überwachungskameras, die auf Bewegungen der Besucher reagieren sowie eine Wetterstation zum Spielen zeigt die aktuelle Ausstellung „Space Inventions – Der künstliche Raum“ im Künstlerhaus am Karlsplatz.

Ein Farbplanetarium, eine Wettermaschine, Urlaubsvideos aus einer virtuellen Welt, Überwachungskameras ... Einen künstlichen Raum jeglicher Art in die realen Räume des Künstlerhauses am Karlsplatz zu stellen, war die Vorgabe für die Ausstellung „Space Inventions“. Zehn Medienkünstler haben diese auf ganz unterschiedliche Weise gelöst. Vielfalt heißt die Devise, was einen breitgefächerten, jedoch auch unzusammenhängenden Eindruck vermittelt.

So hat die japanische Künstlerin Mariko Mori einen Kreis aus Glassäulen kreiert, die durch farbiges Licht die Bewegungen der Planeten unseres Sonnensystems übermitteln und schillernde Farbwellen erzeugen. Das zeitgenössische Stonehenge, das zwar nach Hightech aussieht, aber traditionelle Ideen als Basis hat, lädt zur Kontemplation ein, ein Raum voll meditativer Energie und Transzendenz wird angepriesen. Mori selbst beschreibt, sie wollte „einen Ort gestalten, an dem heutige Menschen mit dem inneren Universum eins sein können“.

Fahler Nachgeschmack der Beobachtung

Weniger genießen wird man Seiko Mikamis Installation „Desire of Codes“ aus sensorgesteuerten Kameras, die an Schwenkarmen den Bewegungen jedes Besuchers folgen, der diesen Raum betritt. Zudem wird sein Foto auf den Boden projiziert, der Künstler will damit die zweite Identität, die allen Internet-Käufern ob ihrer Shopping-Vorlieben zugeschrieben wird, darstellen – was jedoch für den Besucher schwer zu entschlüsseln ist. Jedenfalls bleibt der fahle Nachgeschmack des Ständig-Beobachtet-Werdens. Dem Thema Überwachung haben sich auch Shelley Eshkar und Paul Kaiser gewidmet, die ein Video auf den Boden eines Raumes übertragen, das aus der Vogelperspektive eine virtuelle Welt beobachten lässt.

Von so viel Kontrolle erschöpft kann sich der Besucher bei „Choose your day“ von Vadim Fishkin entspannen – bequem vom Fauteuil aus wählt man das Wetter: Sonnenstrahlen und Vogelgezwitscher oder das Geräusch von Regen am Fenster samt Wind aus dem Ventilator.

Interaktion forderte einst auch Johannes Deutschs Installation „Gesichtsraum“ heraus, heute ist von dem Kunstwerk von 2002 nur mehr ein Video zu sehen: Es zeigt, wie ein gemaltes Gesicht mittels Technologie auf Bewegungen der Besucher reagierte. Näherte man sich dem „Gesichtsraum“ zu schnell, zog sich das Gesicht zurück, ging man vorsichtig, streckte es sich dem Publikum entgegen.

Virtuelle Welten werden mittels „Urlaubsfotos“ (von Robert F. Hammerstiel) beobachtet, Licht wird durch Nebel sichtbar gemacht (Carsten Nicolai), aus Stahlseilen und einer Lichtschnur die Illusion einer Skulptur erzeugt (Leo Schatzl), ein Computer mit Eigenleben vorgestellt (Ralf Baecker). Der klare Fokus der Ausstellung liegt auf der Kunstwerk-Eigenschaft der Medieninstallationen. „Während die Technik früher oft im Vordergrund stand, weil man gestaunt hat, dass das überhaupt funktioniert, so schaut man jetzt genauer auf die Kunstwerke an sich“, sagt Gottfried Hattinger, Kurator und ehemaliger Leiter der Ars Electronica. „Unsere Ambition war, alle Technik aus dem Blickfeld und hinter die Kulissen zu verbannen, um die Kunst, nicht die Technik wirken zu lassen.“

„Basisarbeit für künstlerische Entwicklung“

Und auch, wenn die Ausstellung „Space Inventions“ ein Erlebnisparcours für mehrere Sinne geworden ist, so sieht das Künstlerhaus-Team in dieser Schau auch die Erfüllung eines Auftrags, wie Direktor Peter Bogner im Katalog-Vorwort ausführt: „Abseits der quotenjagenden vordergründig öffentlichkeitsorientierten Ausstellungstätigkeit setzt das Künstlerhaus konsequent seine Basisarbeit für theoretische und praktische künstlerische Entwicklung fort.“ Der Medienschwerpunkt des Künstlerhauses geht jedenfalls im Herbst weiter. Ab 10. September wird das Festival „Paraflows“ für digitale Kunst und Kulturen abgehalten, mit „(re)designing nature“ legt man im November den Fokus auf die Gestaltung von Natur in Kunst und Architektur.

Space Inventions – Der künstliche Raum

Künstlerhaus am Karlsplatz, Karlsplatz 5, 1010 Wien, bis 19. 9., tgl. 10–18 Uhr, Do bis 21 Uhr

www.k-haus.at

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