Erstarken der Provinz

Die Malerei hat es in Kärnten nicht leicht gehabt. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war dieses Land tiefste Provinz, abgeschnitten von europäischen Entwicklungen. Langsam setzten sich die Einflüsse der Landschaftsmalerei durch, besonders durch Kontakte mit der Münchner Schule. Nach dem Ersten Weltkrieg fanden Kärntner Maler den Anschluß an die Moderne und trafen sich im Nötscher Kreis. Die restriktive nationalsozialistische Kulturpolitik unterbrach diese Entwicklung, doch heute gehören Maler aus diesem südlichsten Bundesland zu den wichtigsten Vertretern der österreichischen Kunst.

Die Kärntner Landesgalerie widmet dieser Entwicklung nun eine Ausstellung. Entgegen sonstigen Gepflogenheiten führt sie von der Gegenwart in die Vergangenheit. Man sollte diesen Weg gehen, denn man begreift dadurch sehr deutlich, wie eine Entwicklungsstufe aus der vorhergehenden erwachsen ist. Ein Quader aus Lodenstoff von Erwin Wurm ironisiert den Trachtenmantel. Cornelius Kolig rahmt Farbflächen in dicke Wülste, deren Vergoldung etwas unappetitliche Assoziationen nicht verhindern. In dunklen Farben droht das "Armenhaus" von Boeckl. Eine Sonderstellung nimmt Werner Berg ein, dessen Porträt der Christine Lavant zu den erschütterndsten Bildern gehört, die denkbar sind. Sebastian Isepp ist mit einem einzigen Werk vertreten: "Verschneiter Waldrand" von 1910: In Blau-weiß-grau-Tönen erzeugt es große Tiefenwirkung, obwohl anscheinend flächig gemalt. Das Ende der Ausstellung führt an den Beginn der Malerei in Kärnten zurück: Akribisch gemalte Landschaften von Eduard von Moro und Markus Pernhart vertreten das Biedermeier, die Brüder Willroider brachten durch ihre Ausbildung in München die damalige Moderne in ihre Heimat.

Bis 19. September Kärntner Landesgalerie Klagenfurt, Burggasse 8.