Es funkelten nicht nur die Sterne

Werbung
Werbung
Werbung

Sant' Andrea della Valle bekommt in der Grazer "Tosca" von Mario Cavaradossi kein Riesen-Mosaik der Maria Magdalena verpasst. So weit, so sehenswert ist, was Regisseur Alexander Schulin (sonst ganz nach dem Libretto) und so verdienstvoll, was Bühnenbildner Alfred Peter (Schalldeckel im ersten Akt, jesuitisches Spar-Büro im Palazzo Farnese) eingefallen ist.

Die Protagonisten überwältigen mit makellosen Interpretationen. Mit faszinierender italianità dämpft des Tenors "recondit'armonia" noch das Angstmachende, das Polizeichef Scarpia dem "Te Deum" aufoktroyiert. Auch so einen famosen Angelotti wie den türkischen Kraftlackel Umut Tingür hört man nicht alle Tage. Dazu noch die Reife des großen Charakterdarstellers David McShane als Mesner, da kann auch das Rollendebüt von Wilfried Zelinka als Scarpia nur als Machtdemonstration und elegante Schurkerei über die Bühne kommen.

Furore auf Höchstniveau

Zum Gipfel der Oper wird der zweite Akt samt Kantate. Andrea Danková (Floria Tosca) vermittelt Wärme, Tiefe, unverkitschte Emotion und verzweifelte Erotik, dass dem Zuhörer bei "Vissi d'arte" förmlich der Atem stockt. Scarpia darf das nicht überleben. Maestro Dirk Kaftan, der Lyrismen und Grelles, Heftiges und nahezu Reihenklänge aus dem Orchestergraben stemmt, gab Grazer Furore auf Höchstniveau. Bleibt noch das Finale auf den Zinnen von Sant'Angelo. Da geistert surreal eine jüngere Lookalike der Ex-Hirtin Tosca in der schönstimmigen Figur von Nazanin Ezazi durch das Schussfeld, da meidet Demos Flemotomos (Mario Cavaradossi) in "E lucevan le stelle" jegliche Schluchzer und Drücker. Schließlich springt unter einem üppigen Sternenhimmel Floria Tosca in den Liebestod. Das Publikum jubelt.

Tosca

Oper Graz: 15., 28. November, 21. Dezember, 8., 11., 27. Februar

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung