Dass die Geschäftsführung des ORF mit ihren Mitarbeitern im Stil von Starmania kommuniziert, wäre einer eigenen Betrachtung wert. General Wrabetz frustrierte letzte Woche als Showman in Sachen Sparen seine Mitarbeiter noch mehr, brüskierte obendrein den Betriebsrat und belästigte die TV-Zuschauer, die den Bühnenauftritt des ORF-Chefs auch in einem ZIB-Beitrag mitverfolgen mussten.
Die Diskussion um die seltsame Unternehmenskommunikation ist aber bloß ein Geplänkel. Denn nun geht es wirklich ans Eingemachte. Der Stiftungsrat, genauer der Finanzausschuss desselben, begutachtet, während diese Ausgabe der FURCHE in Druck geht, die unmittelbaren und die mittelfristigen Budgetplanungen der Anstalt. Und was dazu aus den oberen Etagen des Küniglbergs zu hören war, muss innerhalb wie außerhalb alle Alarmglocken schrillen lassen. Anders gesagt: Mit dem Argument, man habe kein Geld, lässt sich spielend auch öffentlich-rechtliches Kerngut wegbrechen.
Wenn beispielsweise laut darüber nachgedacht wird, seitens des ORF das Film- und Fernsehabkommen aufzukündigen, bedeutet das nichts weniger, als dass dem unabhängigen österreichischen Filmschaffen der Todesstoß versetzt würde. Auch das Einstellen (oder das Reduzieren bis zur Unkenntlichkeit) von Sendungen wie Heimat, fremde Heimat wäre das völlig falsche Signal - und eine Katastrophe für den Public Value des ORF, über den im Übrigen am 9. Dezember erstmals ein umfassender Bericht präsentiert werden soll.
Auch die Auslagerung des Radio-Symphonieorchesters erscheint nur bedingt geeignet, Kosten zu senken. Ob ein ausgelagertes RSO für den ORF billiger wird oder gar teurer kommt, weil neue Verwaltungsstrukturen dafür aufgebaut werden müssten, ist da nur eine der Fragen. Oder stellt diese Strategie bloß einen Schritt dazu dar, dieses kulturelle Aushängeschild des ORF (und Österreichs!) mehr oder weniger elegant loszuwerden?
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