Es ist fünf nach zwölf

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Es sieht beinahe so aus, als würden wir in Geld schwimmen. Vielleicht, weil es mit dem Papiergeld ohnehin bald zu Ende geht. Vielleicht auch, weil die Währung, der sich die verantwortlichen Politiker bedienen, längst schon virtuell ist. Ihre Gehälter werden freilich nach wie vor in bar ausgezahlt. Aller Wahrscheinlichkeit nach auch jene Summen für Provisionen und nicht ausgeübte Kontrolltätigkeiten in diversen Aufsichtsräten. Für all diese von uns gewählten Amtsinhaber gilt, wie sich von selbst versteht, die Unschuldsvermutung.

Unserer Aufbruchsstimmung soll das keinerlei Abbruch tun. Es wird gebaut, was das Zeug hält. Österreich versinkt in leerstehenden Ferien-und Appartementhäusern, die, um die Kreditflüsse nicht versiegen zu lassen, durch weitere leerstehende Beton-und Glasklötze ergänzt werden. Arbeitsbeschaffung ist das Argument. Luxuswohnungen zu schwindelerregenden Preisen das Zauberwort. Gesetze zum Schutz der Landschaft und Natur werden dafür ebenso in Frage gestellt wie die Wahrung des Weltkulturerbes und andere lästige Hindernisse.

Die Einwände jener, die Geschmack und Skrupellosigkeit unserer Politiker kritisieren und dem Land die totale Pleite voraussagen, werden belächelt. Die Schulden müssen eines Tages ohnehin von der Republik beglichen werden, so etwa werden sie vertröstet. Auf ein paar Milliarden mehr oder weniger komme es dabei nicht an. Jetzt leben wir und was nach uns kommt, kann uns egal sein. Wir haben uns losgelöst von unserer Geschichte, unserer Tradition und unserem Anstand. Eines Tages könne man ja immer noch auf das Ersparte der Kleineren und Kleinen zugreifen. Da alles zu deren Wohl ausgegeben wurde, wäre es nur gerecht, dass sie die Rechnung begleichen. Vielleicht sind wir noch zu einer Umkehr bereit. Auch wenn es bereits fünf nach zwölf ist.

Der Autor ist Kulturmoderator beim Privatsender ATV

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