"Es war einmal... ", Siebenter Teil

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"Star Wars" prägte in den 70/80-ern eine Generation kulturell. Dann wurden die Jungen bedient, danach (und vor allem heute) die Kinder. Nun hat Disney das Märchen-Ruder übernommen.

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"Star Wars" prägte in den 70/80-ern eine Generation kulturell. Dann wurden die Jungen bedient, danach (und vor allem heute) die Kinder. Nun hat Disney das Märchen-Ruder übernommen.

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Für wie realistisch die US-Öffentlichkeit 1983 die Pläne Ronald Reagans hielt, sowjetische Raketen im All abzufangen, lässt sich am Spitznamen erahnen, den das Luftschloss SDI bekam: "Krieg der Sterne". Fast 40 Jahre ist das Science-Fiction-Epos nun kulturelles Gemeingut; dieser Tage wird es um einen Teil erweitert. "Star Wars: Das Erwachen der Macht" ist eine Bewährungsprobe - als Auftakt für eine neue, dritte Trilogie, speziell aber weil George Lucas nicht federführend beteiligt war.

Vom Kinderstiefel bis zum Wiener MAK

Der Erfinder der Saga verkaufte 2012 die Rechte um vier Milliarden Dollar an den Disney-Konzern, der wiederum für eine Generalüberholung à la "Star Trek" Regisseur J.J. Abrams engagierte. Die Strategie dabei: Geheimhaltung den Film betreffend, aber Omnipräsenz durch Lizenzpartner undprodukte, vom Kinderstiefel bis hin zum Wiener MAK, wo auf den Starttermin abgestimmt die Ausstellung Star Wars Identities läuft. Vermarktung ist Teil der DNA der Sternensaga. Sie war es, die zeigte, dass man mit Merchandising Geld machen konnte.

Nicht dass sie im Kino keines verdiente: "Krieg der Sterne" markiert im Mai 1977 den Beginn der Blockbuster-Ära. Das Tor dazu wurde im Märchenstil aufgestoßen: "Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis "- wo kein Vietnam-Trauma war, Gut und Böse leicht auszumachen, eine Prinzessin zu retten, eine höhere Macht Sicherheit gab und trotzdem die menschliche Natur am Prüfstand blieb.

Die ursprüngliche, 1983 abgeschlossene Trilogie hat viel mit dem antiken Epos gemein. Fernöstliche Vorstellungen absorbierte ihre Moralgeschichte genauso wie christliche Züge -wenn sich etwa der junge Luke Skywalker opfern will, um Darth Vader zu erlösen. Dass der Bösewicht der Vater des Helden war, schockte eine ganze Generation Kinogänger. Ihre Nachfolger lernten "Star Wars" weniger als kollektives Ereignis kennen als vorm Fernseher und im Kinderzimmer.

Wie ein Künstler, der seine Bilder ummalt

Dass Lucas die Filme Mitte der 1990er als "Special Editions", mit zusätzlichen Effekten und Szenen verändert ins Kino brachte, sorgte für Missbilligung - vergleichbar mit jener über einen Künstler, der ins Museum geht und seine Bilder ummalt. Heute durchsetzt die emotionale Bindung dieser Generationen das Kulturschaffen - längst nicht nur in Serien wie "How I Met Your Mother" oder "The Big Bang Theory".

Die ursprüngliche, 1983 abgeschlossene Trilogie hat viel mit dem antiken Epos gemein. Fernöstliche Vorstellungen absorbierte ihre Moralgeschichte genauso wie christliche Züge - besonders deutlich, als sich der junge Luke Skywalker opfern will, um Darth Vader zu erlösen. Die Wendung, dass der Bösewicht der Vater des Helden war, schockte eine ganze Generation von Kinogängern. Ihre Nachfolger lernten "Star Wars" weniger als kollektives Ereignis kennen als vorm Fernseher und im Kinderzimmer.

In Erinnerung geblieben ist diese technisch hochgerüstete Trilogie durch ihre Schwächen - die umstrittene Figur Jar-Jar Binks, oder die Messung der Gottespräsenz per Gerät. Wie von Yin und Yang sprachen diese Filme vom Gleichgewicht, das der Macht gebracht würde; selber büßten sie Identifikationspotenzial für Jugendliche ein, um stärker ins Kinderzimmer zu drängen. Aus dem kommen nun jene Kunden, die auf "Das Erwachen der Macht" vorbereitet wurden - durch DVDs oder Bausätze wie durch die Animationsserien "The Clone Wars" und "Rebels", die zuletzt die Saga fortschrieben.

"Das Erwachen der Macht" ist aber nur bedingt an sie gerichtet. Weit mehr wirkt dieser Meilenstein des Selbstzitats, der durch ausgeklügelte Neuanordnung der Elemente großes Popcorn-Kino zaubert, wie eine gelungene Wiedergutmachung an den älteren Generationen, die zu Epik und Moralgeschichte zurückkehrt. Disneys will dieses Eisen jedenfalls weiter schmieden: Bis 2019 sind drei Filme geplant.

Gut trifft es da der Trailer des Films: "Jede Generation hat ihre Geschichte". Die aktuelle hat gerade begonnen - und sollte sie doch scheitern, dann bleiben "Star Wars" immer noch die alten.

Star Wars: Das Erwachen der Macht (Star Wars: The Force Awakens)

USA 2015. Regie: J.J. Abrams. Mit Daisy Ridley, John Boyega, Harrison Ford. Disney. 136 Min.

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