Das Gespräch führte Martin Tauss
Über die zunehmend innige Beziehung von Mensch und Computer sprach die FURCHE mit Paolo Petta vom Österreichischen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz in Wien.
Die Furche: Der "virtuelle Butler“ ist aus Zukunftsszenarien nicht wegzudenken. Wie könnten unsere Haushalte künftig aussehen?
Paolo Petta: Sie werden die notwendige unterstützende Infrastruktur integrieren, einschließlich Vernetzung, Sensorik sowie Interaktionsmöglichkeiten und "Verortungsformen“ für den privaten sowie öffentlicheren Gebrauch: Man denke an die bereits heute große Bandbreite, von den angekündigten "smart watches“ und ähnlichen Accessoires über Tablets bis hin zu größeren Projektionen; oder an Geräte, welche die Pulsfrequenz und Muskelspannung erheben können. Beim Besuch einer japanischen Shopping City ist der Europäer zunächst überrascht, wie man allerorts angesprochen wird - und zumeist nicht von Menschen.
Die Furche:Wie bewerten Sie bisherige Erfahrungen mit virtuellen Agenten?
Petta: Schon frühe Beispiele wie das Tamagotchi haben deutlich gezeigt, dass es hier um etwas wesentlich Anderes geht als um die reine Erfüllung einer spezifischen Funktion, wie man es von Werkzeugen gewohnt ist: Bei der Interaktion mit virtuellen Agenten rücken soziale Aspekte in den Vordergrund. Die neuen Dimensionen betreffen die Hilfestellung, die Kollaboration, das Treffen von Übereinkünften und die Durchführung neuer Aufgaben, aber auch die aktive Unterbreitung von Vorschlägen und Erinnerungen: also "Eingriffe“ in die Autonomie, die Selbstbestimmung des Menschen.
Die Furche: Was ist noch zu tun hinsichtlich der Weiterentwicklung von Methoden der künstlichen Intelligenz?
Petta: Das zweifellos wichtigste Element ist die Sicherung einer soliden und gelebten ethischen Grundlage. Als die Softwaretechnologie aus der Forschung in die reale Welt entlassen wurde, wurden selbst grundlegenste Sicherheitsaspekte zunächst "übersehen“. Spätestens in der jüngsten Vergangenheit sollte es klarer geworden sein, dass etwa Fragestellungen des Datenschutzes mit dem alltäglichen Umgang mit Informationstechnologie zusammenhängen. Die Antwort auf diese Frage reicht somit von der ethischen Ausbildung der befassten Fachkräfte bis hin zur aktiven Einbindung der involvierten Gesellschaft - und das sind wir alle.
Die Furche: Wie wird sich die "emotionale Beziehung“ von Mensch und Computer gestalten?
Petta: Der Einsatz von Computertechnologie wird auch hinsichtlich emotionaler Phänomene erforscht, etwa der Erkennung emotionaler Gesichtsausdrücke, sprachlicher Äußerungen oder Verhaltensweisen, der Beeinflussung affektiver Zustände oder der Modellierung emotionaler Prozesse zur Verhaltenssteuerung virtueller Agenten. Eine wichtige Motivation dabei ist, dass Menschen emotional reagieren und selbst einfache Formen einer "emotional intelligenten“ Computer-Reaktion zur Verbesserung des erlebten Technologieeinsatzes und damit dem Erreichen von Zielen beitragen können. Gerade in diesem sensiblen Gebiet ist die Einhaltung ethischer Richtlinien von besonderer Wichtigkeit.