Euro-Hoch und Wirtschaftstief

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In Deutschland drohe eine Deflation, ein Prozess, der über Sinken der Preise und Zurückhaltung bei den Investitionen zu einem Wirtschaftsabschwung führen könnte, warnt der Internationale Währungsfonds. Europas Wirtschaftsmotor drohe eine Rezession. Erinnerungen an die Zwischenkriegszeit werden wach. Und tatsächlich ist die Wirtschaft in Deutschland, Italien und den Niederlanden im ersten Quartal geschrumpft.

Der steigende Euro-Kurs macht die Sache nicht besser. Er verteuert, erschwert also, Europas Exporte in die USA. Damit sinkt die Hoffnung, ein Anspringen der US-Konjunktur könnte sich wohltätig auf Europa auswirken. Sorge über Sorge, was die Zukunft der Wirtschaft anbelangt - und das nach Jahrzehnten des Wachstums, das Westeuropa einen ungeahnten Wohlstand beschert hat.

Wie begründet die Sorge ist, zeigt eine Presseaussendung über den Einzelhandel in Österreich. Nüchtern stellt sie fest: "Bei immer mehr Personen tendiert die Einkommensentwicklung in Richtung Existenzminimum." Der Diskonter sei die Antwort. Tatsächlich: Mitten im Wohlstandsland Österreich wächst die Zahl der von Armut Bedrohten. 880.000 seien es derzeit (siehe Dossier).

Liegt darin nicht die Wurzel des Problems? Der "Shareholder value"-Kult der letzten Jahre hat die Tatsache verdrängt, dass der Mitarbeiter nicht nur teurer Kostenfaktor, sondern auch Abnehmer der Produkte ist. Fortgesetzte Rationalisierung aber führt dazu, dass jene, die Bedürfnisse haben, diese mangels Einkommens nicht befriedigen können. Dann stagnieren die Märkte. Solange diese Misere nur die Dritte Welt betraf, konnte Europa das Problem verdrängen. Jetzt aber, wo es an die eigene Tür klopft, ist es Zeit daran zu erinnern, dass es kaufkräftigen Konsum nur gibt, wenn Arbeit angemessen entlohnt wird.

christof.gaspari@furche.at

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