Briefmarken - © Illustrationen: iStock/Moloko88

Ulrike Guérot über Europa: Die Vielfalt der Kulturen und das Sacre du Citoyen

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Populisten und Nationalisten schüren Verlustängste und agieren gegen das Gemeinsame. Doch die Idee einer europäischen Demokratie bedeutet gerade nicht, dass jemand seine Identität oder Kultur verliert.

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Populisten und Nationalisten schüren Verlustängste und agieren gegen das Gemeinsame. Doch die Idee einer europäischen Demokratie bedeutet gerade nicht, dass jemand seine Identität oder Kultur verliert.

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„Willkommen bei den Sch’tis“ heißt eine französische Filmkomödie von 2008, die man im Internet noch anschauen kann. Darin geht es um den südfranzösischen Postbeamten Philippe Abrams, der seine berufliche Versetzung an die sonnige Côte d’Azur erschwindeln will, dabei jedoch auffliegt und darum in die Normandie gleichsam strafversetzt wird, in eine Normandie, in der es eiskalt ist und deren Bewohner – für südfranzösische Verhältnisse – sehr rustikal sein sollen. Als er mit dem Wagen aufbricht und im sonnigen Süden von seinen Freunden verabschiedet wird, bekommt er eine russische Fellmütze mit Ohrenklappen geschenkt. Er macht ein entsetztes Gesicht, als er sie auspackt. Als er hoch im Norden Frankreichs ankommt, regnet es in Strömen: Bonjour, Tristesse!

Der Film ist zum Schieflachen. Ein Postbeamter, der von einem Teil des Landes in einen anderen zieht und dabei das Gefühl hat, auswandern zu müssen und seiner (süd)französischen Kultur beraubt zu werden. Schales Bier statt Pastis, fettige Fritten statt Fisch aus dem Mittelmeer, Wollmütze statt Sonnenhut. Und zu allem Überfluss versteht er seine Landsleute nicht, sie sprechen nämlich das französische „ç“, das fast in jedem zweiten Wort vorkommt, so aus wie das „s“, nämlich als Zischlaut („Sch’t“).

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