Werbung
Werbung
Werbung

Millöckers "Bettelstudent" an der Wiener Volksoper.

Das Jahr der Euro-Einführung steht an der Wiener Volksoper im Zeichen der europäischen Operette. Letzten Samstag feierte die erste von insgesamt fünf "Europeretten" Premiere: Carl Millöckers "Bettelstudent". Es folgen die Zarzuela "Die Generalin" von Amadeo Vives (23. März), "Die Piraten von Penzance" von Gilbert & Sullivan (4. Mai), "Si" von Pietro Mascagni (19. Oktober) und "Gräfin Mariza" von Emmerich Kálmán (15. Dezember). Mit diesem bemerkenswerten Programm möchte Dominique Mentha, Direktor des für seine Operettentradition berühmten Hauses, darauf hinweisen, dass die Operette "Teil der künstlerischen Identität Europas" ist. Auch Millöckers Klassiker mit einem der besten Operetten-Libretti aller Zeiten spielt bekanntlich im von Sachsen beherrschten Krakau des Jahres 1704.

"Der Bettelstudent" ist daher Chefsache, es inszenierte der Hausherr, es dirigiert Volksopern-Chefdirigent Thomas Hengelbrock. Das Ergebnis ist eine gesanglich erstklassige und unterhaltsame Aufführung, die mit keinem einzigen Buh bedacht wurde. Mit anderen Worten: ein Fest für Freunde traditioneller Operettenaufführungen, die sich nun eine Fahrt nach Baden oder Bad Ischl ersparen können. Aufgrund artistischer Einlagen kommen auch Zirkusfreunde auf ihre Rechnung.

Tadellos, aber ohne speziell wienerische Note, leitet Hengelbrock das Orchester der Volksoper, das bisweilen hydraulisch aus dem Graben gehoben wird. Der fesche Sebastian Reinthaller glänzt als armer Student Symon, der einen reichen Fürsten spielen darf/muss, Birgit Steinberger als hochnäsige, aber schließlich der Liebe nachgebende Gräfin Laura. Erzkomödiant Alfred Sramek brilliert in der Partie des polternden, aufgeblasenen Gouverneurs Ollendorf. Nur auf dem Papier zweites Paar sind Bernarda Bobro als Lauras ungezwungene Schwester Bronislawa und Morten Frank Larsen als Nationalrevolutionär Jan Janicki.

Köstlich vor allem die vier sächsischen Offiziere ( Karl-Michael Ebner, Steffen Rössler, Gerhard Ernst, Michael Siller) und Kerkermeister Enterich (Ernst-Dieter Suttheimer). Der durchaus vorhandene Witz der Aufführung sprengt allerdings nie die Grenzen des Genres.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung