Alles geht auf Aldous Huxleys Buch "Die Pforten der Wahrnehmung" (1954) zurück: Huxley hatte mit Meskalin experimentiert, "Bewusstseinserweiterung" hieß von nun an das Zauberwort. Thomas Mann hatte sich noch gegen die Euphorien von Huxley verwahrt: Er meinte, nur geistiges Streben könne uns den Schlüssel zur Erkenntnis liefern; die Abkürzung über die Drogen lehnte er warnend ab.
Mit den damals neuen Drogen Haschisch, Marihuana oder LSD wurde ich zur Zeit meiner Tätigkeit als Sekretär des Malers Ernst Fuchs bekannt. Die Devise lautete: "Expand your mind!" Das stellte einerseits auf Drogenexperimente ab, wie sie auch Arnulf Rainer oder Alfred Hrdlicka für ihre Arbeit einsetzten, aber auch auf die Bildnerei der Geisteskranken. Vielfach verbanden sich diese Experimente mit politischen Hoffnungen, mit der Hoffnung auf eine neue Gesellschaft, wie sie etwa von den Hippies propagiert wurde. Die Pop-Kultur, die Bücher der "Beatniks" von Jack Kerouac bis Allen Ginsberg, auch die Musik der Beatles, der Rolling Stones oder von Jimi Hendrix, wirkten als Verstärker. Mein Buch "Wer war Edgar Allan?" könnte man lesen als den Versuch, ein erweitertes, ein indrogiertes, ein wahnsinniges Bewusstsein von innen her zu erfassen.
Zwar verschaffen neue Stoffe neue Sensationen, so denke ich heute, es fehlt aber der kulturelle Rahmen oder Bezug, sie einzuordnen. Unser modernes Bewusstsein hat insofern etwas mit Drogen zu tun, als heute viele, betrunken von Bildern und Informationen, die sie eingesogen haben, zwischen ihrem wahren Selbst, um es jetzt einmal so zu nennen, und einem bloß geborgten, abgeleiteten, entliehenen nicht mehr unterscheiden können. Oder wollen sie das gar nicht? Die Droge unserer Zeit, ist das nicht eher die Möglichkeit, von jedem Punkt der Erde aus zu kommunizieren, die Flut an elektronischer Unterhaltung, die es erlaubt oder uns dazu verdammt, uns in unendlicher Spiegelung zu sehen?
