Experte schreibt Musical

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Auf einem Grabstein in London steht: "The philosophers have only interpreted the world, the point however is to change it." Wo Karl Marx recht hatte, hatte er recht. Das wissenschaftliche Erfassen von Problemen ist wichtig, für sich allein aber selten effektiv. Zur politischen Umsetzung ist oft der Einsatz künstlerischer Mittel hilfreich, wenn nicht sogar nötig.

Das Forum Schwarzenbergplatz im Wiener Haus der Industrie greift derzeit häufig das Thema "Globalisierung" auf, zuletzt in Partnerschaft mit der Organisation "GlobArt", einem Zusammenschluss von Künstlern und Wissenschaftlern. Als eindrucksvollen Einstieg präsentierten zwei junge Leute, Barbara Duras und Reinhard Ekl von der Wiener Schumpeter-Handelsakademie, in Bild und Ton Gedanken zum Thema.

Dass Musik und Bilder oft mehr erreichen als kluge Analysen, bestätigte der deutsche Experte Franz Josef Radermacher, Vizepräsident des "Ökosozialen Forums Europa". Er hat darum zum Thema nicht nur ein wichtiges Buch ("Balance oder Zerstörung"), sondern auch ein Musical ("The Globalization Saga - Balance or Destruction") verfasst.

Belletristik und Showbusiness prägen über die Gefühlsebene die Einstellung von Menschen oft mehr als jede Fachliteratur: Bekanntlich beruht das Indianer- und Islambild von Generationen auf Karl May, die Sicht des amerikanischen Bürgerkrieges auf "Vom Winde verweht" und jene der NS-Judenverfolgung auf der TV-Serie "Holocaust". In den besten Fällen fördern solche Werke den Zugang zur Wahrheit, mitunter trivialisieren oder verfälschen sie leider Wichtiges, und manchmal liefern sie sogar gefährliche Propaganda - zum Beispiel damals, als die Nazis mit Filmen wie "Jud Süß" den Antisemitismus anheizten.

Man kann nur hoffen, dass zu den aktuellen Problemen der Menschheit die richtigen Bühnentexte und Drehbücher geschrieben werden.

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