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Sie sind im Leben so berüchtigt wie gefürchtet! Ich meine jene falschen Freunde, die sich in unser Vertrauen einschleichen, um später ihr wahres Gesicht zu zeigen. Aber Erfahrung macht nicht immer klug: Schon sitzen wir dem nächsten Betrüger auf.

Auch in der Sprache lauern zweifelhafte Subjekte und führen uns in die Irre. Getarnt durch die gleiche Form legen sie ebensolchen Gebrauchswert nahe, obwohl die Sirene Gleichklang entweder auf Zufall beruht oder längst einem Bedeutungswandel unterlegen ist. Solchen ‚faux amis‘ in einer fremden Sprache trauen, bringt manchmal zum Schaden auch noch den Spott. Wer in der italienischen Eisenbahn die Temperatur in Richtung caldo verändert, wundert sich zu Unrecht, dass es im Abteil immer wärmer wird. Wer in gebrochenem Französisch die figure einer Dame rühmt, macht damit nur ihrem Gesicht ein Kompliment. Auch Englisch brave trifft sich bloß dann mit unserem brav, wenn ein tapferer Kämpfer gemeint ist.

Das sind die krassen Fälle, aber es gibt auch subtilere Beispiele: Eventually verweist auf ein abschließendes Ergebnis – unser eventuell stellt dieses hingegen in Frage. Über ein diskutables Buch lässt sich trefflich streiten, während französisch discutable bereits ein Werturteil fällt.

Die Anglizismen unserer Tage erweitern nicht nur den Wortschatz, sondern hinterlassen auch semantische Spuren: realisieren als „begreifen“ verrät den Einfluss von realize. Phrasen wie Sinn machen (nach to make sense) oder einmal mehr (aus once more) aber liefern oft Stoff für sprachkritische Leserbriefe.

Aber das Thema hat auch seine amüsanten Seiten. So wenn ein Ausländer beim Bahnhofschalter Auskunft auf abfahrende Züge wartet, da er in diesem Wort – ganz plausibel/– das Gegenteil von Ankunft vermutet. Und ein Besucher Grinzings soll noch lange von dem schönen Abend beim Diesjährigen geschwärmt haben, da er sich den Austriazismus Heuriger partout nicht merken konnte.

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