Feinfühlige Tragikomödie

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Während die anderen Mädchen und Jungs im Umkleideraum des Hallenbads herumtollen, sitzt die etwas pummelige 12-jährige Jessica (Ella Frey) allein in einer Ecke. Nervös zieht die Außenseiterin, die viele für einen Jungen halten, an ihren Socken und zählt halblaut vor sich hin, um die Macht von ihrer Meinung nach bösen Zahlen zu bannen. Befreit wirkt sie nur, wenn sie ins Schwimmbecken springt und darin untertaucht, förmlich vom Leben abtaucht.

Ganz auf Augenhöhe und nah dran an dem von Ella Frey großartig gespielten Teenager ist Anca Miruna Lăzărescu, vermittelt einfühlsam und bewegend deren Gefühlschaos und Sehnsucht nach Anschluss, aber auch deren Liebe für und Sorge um ihre etwa vier Jahre ältere Schwester Sabrina (Emilie Bernsdorf). Sie war im Gegensatz zu Jessica überall beliebt, leidet jetzt aber an einer unheilbaren Lungenkrankheit. Schwer belastet das die Familie, deren Mutter schon kurz nach Jessicas Geburt gestorben ist. Liebevoll kümmert sich der Vater (Martin Wuttke) um die beiden Töchter, ist aber nie über diesen Verlust hinweggekommen und versucht ihn nun als ehrenamtlicher Sterbebegleiter zu verarbeiten.

So ernst die Themen Tod und Verlust auch sind, so hoffnungsvoll bleibt dennoch der zweite Spielfilm der 40-jährigen in Rumänien geborenen und in Deutschland aufgewachsenen Regisseurin. Sicher hält sie die Balance zwischen der tieftraurigen Realität, die nicht beschönigt wird, und einer Leichtigkeit, für die immer wieder humorvolle Momente sorgen. Man muss die beiden Töchter und ihren in seiner Hilflosigkeit gleichzeitig unglaublich komischen wie bedauernswerten Vater einfach mögen, denn man spürt immer das Mitgefühl, das Lăzărescu ihnen entgegenbringt. Einzig einige Abschweifungen, die in der Luft hängen und mehr verwirren als die Handlung vorantreiben, stören den Gesamteindruck dieser im Blick auf die Kleinfamilie und ein Coming-of-Age unter erschwerten Bedingungen starken Tragikomödie.

Glück ist was für Weicheier D 2018. Regie: Anca Miruna Lăzărescu. Mit Martin Wuttke, Ella Frey. Filmladen. 95 Min.

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