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Die Ikonen-Ausstellung "Ich bin das Licht der Welt" im Schlossmuseum Linz.

Immer wieder konnte man in Linz als verheißungsvolle Ausstellungsankündigung lesen: "Ikonen. Ich bin das Licht der Welt". Seit dem 18. Dezember beherbergt das Schlossmuseum diese Schau, die auf Grund ihres hohen spirituellen und kunstgeschichtlichen Wertes für jeden Besucher ein besonderes Geschenk darstellt. Ein Geschenk, das auch dem bewundernswert rührigen Museumsdirektor Peter Assmann zu verdanken ist.

Das so beziehungsreiche Wort Ikone (Bild) stammt aus dem Griechischen und bedeutet in der griechisch-orthodoxen Kirche "Tafelbild" im Unterschied zum Wandgemälde. Die Ikone ist in altchristlicher Zeit aus der antiken Bildnismalerei erwachsen und hat bis weit ins Mittelalter die Technik der antiken Wachsfarbenmalerei bewahrt. Sie wurde und wird meist auf Holz gemalt oder auch aus Metall gebildet, es handelt sich in statischer Haltung um Darstellungen Christi, der Maria, Heiliger oder heiliger Ereignisse.

Besonders berührend

Die ältesten erhaltenen Beispiele stammen aus dem 6. oder 7. Jahrhundert. In der byzantinischen Malerei des Mittelalters nimmt die Ikone einen hervorragenden Platz ein und kann auf ein zähes Festhalten an der Überlieferung der Darstellung verweisen.

Vor 21 Originalikonen zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert aus den wichtigsten russischen Schulen kann der Beschauer im Linzer Schlossmuseum interessiert, aber auch meditierend verharren, wobei Christus oder die Heiligen immer den Menschen anblicken.

Exemplarisch soll hier auf eine herausragende Ikone eingegangen werden. Auch in der orthodoxen Kirche wird die Mutter Jesu sehr verehrt, aber völlig unabhängig von jeder Konfession berührt das Tafelbild "Heilige Mutter Gottes von Tichwin" (erste Hälfte des 16. Jahrhunderts) besonders. Ihr andächtig reiner Gesichtsausdruck, die Haltung der rechten Hand zum Herzen hin, die schützende Gebärde, mit der sie das Christuskind darbietet, drücken ein intensives Empfinden und bewusstes Annehmen aus, wen sie da im Arm hält aber auch, was persönlich auf sie zukommen wird. Jesus mit seiner besonderen Fußhaltung hat den Körper eines kleinen Mannes und den feinen Gesichtsausdruck eines sensiblen Buben, der zart segnend die Finger hoch hält. Ein Gottessohn, der wohl weiß: "Ich bin das Licht der Welt", aber auch, dass dieses Licht sehr viel "Kreuz" mit sich bringt. Christus ist demgemäß in ein sehr helles Gewand gekleidet, dieser Farbton umrandet auch Marias Schleier und Gewand, beide sind sie also lichtdurchflutet.

Stilles Licht

Es ist kein sensationelles, grelles Licht wie es unsere Zeit leider oft schätzt, sondern eines, das still werden lässt. In der Darstellung aber entsprechen beide Personen, auch in ihrer Klarheit und Akzeptanz des Kommenden, selbst moderner theologischer Interpretation. Einer der besten Ikonenmaler des Zaren schuf dieses Kunstwerk.

Doch nicht nur Ikonen, sondern auch rekonstruierte Freskenmalereien aus kunsthistorisch bedeutenden russischen Kirchen kann der staunende Besucher bewundern. Es handelt sich bei dieser Schau um eine repräsentative Auswahl aus zirka 8.000 Exponaten, die in dem 1947 begründeten Andrej Rubljow-Museum in Moskau aufbewahrt werden, das als das zentrale russische Museum für altrussische Kultur und Kunst gilt. Es trägt den Namen von Andrej Rubljow, der, um 1360 geboren, die altrussische Malerei zum Höhepunkt brachte und als Vater der russischen Ikonenmalerei bezeichnet wird.

Natürlich ist auch sein Ruvre, sowie das seines Lehrmeisters Theophanes (geboren um 1378 in Konstantinopel) durch Exponate vertreten. Vom Schaffen Andrej Rubljows beinflusst ist Dionysius, dessen Hauptwerk die Freskenmalerei aus der Gottesmutterkathedrale des Ferapont-Klosters bei Wologda um 1500 darstellt und von der UNESCO im Jahre 2000 zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Eine den originalen Maßen entsprechende Nachbildung des Altarraumes dieses Klosters ist im Schlossmuseum zu bestaunen.

Überhaupt bilden ein Teil des Erdgeschoßes und das Untergeschoß den geeigneten Rahmen für diese so besondere Ausstellung, auch nachgestellte Apsiden und Kuppeldimensionen beeindrucken den Besucher.

Das eigentlich so gläubige russische Volk erkennt die Ikonen als etwas Heiliges an und nennt sie auch "Fenster zum Himmel". Eine ewige menschliche Sehnsucht also, jetzt schon in den Himmel zu blicken, ein bißchen metaphysische Gewissheit haben zu dürfen ...

Wie auch immer, unberührt können diese Darstellungen wohl kaum lassen. "Berührend" auch der Versicherungswert von rund 727.000 Euro (10 Millionen Schilling).

Bis 24. Februar

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