Ferien und Urlaubsreife

Werbung
Werbung
Werbung

Kurz vor dem wohlverdienten Urlaub haben knifflige Sprachprobleme schlechte Karten. Über den Ursprung der saisonalen Leitwörter nachzudenken, ist wohl gerade noch zumutbar.

Urlaub gehört ebenso zu erlauben wie Urteil zu erteilen. Die Erlaubnis, sich vom Dienst zu entfernen, musste einst der Untergebene von seiner Herrschaft einholen, im Mittelalter sogar der Ritter von der Dame seines Herzens. Und ein Urlauber war noch im 19. Jahrhundert keineswegs ein Tourist auf Reisen, sondern ein freigestellter Soldat. Im Sozialwesen unserer Tage ist der Urlaub ein erworbenes Recht der Arbeitnehmer zur Erholung. Doch verheißt die Form beurlaubt nicht immer Gutes, sondern dient manchmal als Beschönigung für einen dienstrechtlich unerfreulichen Sachverhalt.

Von Ferien spricht man seit dem 16. Jahrhundert. Das Lehnwort, mit dem zunächst die geschäftsfreien Tage bei Gericht benannt wurden, stammt aus dem Lateinischen. Dort zählte der Ausdruck wie das verwandte Adjektiv festus zum religiösen Wortschatz. Die rituellen Vorgänge während der feriae oder dies festi schlossen profane Tätigkeiten aus. Durch Sprachwandel erst hat sich die Muße als erwünschte Nebenwirkung verselbständigt: Aus der angenehmen Begleiterscheinung ist eine neue Lesart erwachsen, die im Schulbereich auf Dauer Fuß gefasst hat.

A propos Schule: Gehen wir dem Wort über lateinisch schola bis zu seinem griechischen Ursprung nach, so erweist sich "Rast, Muße" als Grundbedeutung. Als Synonym des lateinischen Vokabels begegnet uns ludus ("Spiel"). Dass die Schule noch weit vom Ernst des Lebens abliegt, passt zur römischen Mentalität, in der harte Arbeit und politisches Engagement die eigentlichen Werte sind. Privatheit und die Beschäftigung mit geistigen Dingen wurden nur jemandem zugestanden, der sich davor im öffentlichen Leben bewährt hatte. Womit wir wieder beim Urlaub wären!

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung