LITERATUR
Toni Morrison, 85
Sie wollte ein bestimmtes Buch lesen, aber dieses Buch gab es nicht. Also schrieb sie es. So erzählt die afroamerikanische Autorin Toni Morrison gerne die Geschichte, wie sie selbst eines Tages zu schreiben begann. Ihr erster Roman "Sehr blaue Augen" erschien 1970 und erzählt, was Rassismus im verletzlichsten, hilflosesten Glied der Gesellschaft anrichtet: nämlich einem schwarzen weiblichen Kind. Rassismus, Sklaverei und ihre Folgen für die menschliche Seele sind Themen, die sich durch alle ihre Romane ziehen. Die Autorin zeigt Menschen, die eine Last tragen, die kaum zu ertragen ist, in himmelschreiend ungerechten Situationen, gefoltert, demoliert und als Menschen infrage gestellt: Mit Freiheit allein ist noch nicht viel Menschenleben gewonnen, auch davon erzählt Morrison, allen voran in ihrem wohl besten Roman "Menschenkind". Am 18. Februar feiert die Literaturnobelpreisträgerin ihren 85. Geburtstag.
WISSEN
Nobelpreis-Jury zu Gravitationswellen
Der direkte Nachweis von Gravitationswellen, der mit dem US-Observatorium LIGO gelungen ist, gilt als nobelpreiswürdig. Doch diese Auszeichnung werden die Entdecker nicht heuer bekommen, da die Publikationsfrist schon abgelaufen war, so ein Sprecher der Jury in Stockholm. Am 11. Februar hatten US-Physiker erstmals Gravitationswellen direkt beobachtet, womit sie Albert Einsteins Vorhersage bestätigten. Forscher hoffen nun auf eine neue Ära der Astronomie.
MUSIK
György Kurtág, 90
1926 wurde er in der heute zu Rumänien gehörenden Ortschaft Lugoj an der Grenze des Banats zu Siebenbürgen geboren. Der Zyklus "Sprüche des Peter Bornemisza" für Sopran und Klavier, die mittlerweile auf sechs Bände angewachsene Miniaturen-Sammlung "Jatekok" ("Spiele") und die "Botschaften des verstorbenen Fräuleins R. V. Troussowa" nach Gedichten der russischen Dichterin Rimma Dalos gehören zu seinen wichtigsten Werken. Immer wieder lässt sich der Komponist von literarischen Vorlagen inspirieren, der Bogen spannt sich dabei vom ungarischen Barockdichter und Mystiker Peter Bornemisza über Friedrich Hölderlin und Franz Kafka bis zu Rimma Dalos. György Kurtág, der am 19. Februar seinen 90. Geburtstag feiern wird, lebt heute mit seiner Frau zurückgezogen in Frankreich. Dort arbeitet er an seiner ersten Oper, beruhend auf dem Drama "Endspiel" von Samuel Beckett.