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LITERATUR

Robert(o) Schopflocher

1923 in Fürth geboren, musste er als 14-Jähriger mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten nach Argentinien fliehen. Er studierte zunächst Agrarwissenschaften und begann erst spät, in den 1980er-Jahren, Literatur zu publizieren. Zunächst verfasste er seine Bücher auf Spanisch. Viel später erst entdeckte er, dass sich das Spanische "wie eine obere Schicht vom Text abziehen lässt" und sich darunter ein "deutschsprachiger Urtext" verbirgt. Seit diesem Zeitpunkt schrieb er nur noch auf Deutsch, Romane, Theaterstücke und auch seine 2010 erschienene Autobiografie "Weit von wo. Mein Leben zwischen drei Welten". 2013 folgte der Roman "Die verlorenen Kinder" über die Verschwundenen während der argentinischen Militärdiktatur. Sein Roman "Das Komplott zu Lima" erzählt die Geschichte der Judenverfolgung im Lateinamerika des 17. Jahrhunderts und erschien vergangenen Herbst in der Frankfurter Verlagsanstalt. Verleger Joachim Unseld nennt Roberto Schopflocher "die deutsche Stimme Argentiniens":"Verfolgung und Flucht waren die großen Lebensthemen im seinem Werk, insbesondere die Verfolgung der Juden weltweit, durch die Jahrhunderte. Gewann Schopflocher nach einem erfüllten Arbeitsleben zuerst Anerkennung durch Prosa, die er auf Spanisch, seiner in der Emigration erworbenen Sprache, schrieb, hat er nie - wie er selbst sagte -'die Melodie der Muttersprache verloren'". Am 23. Jänner starb Schopflocher als einer der letzten lebenden Vertreter deutsch-jüdischer Exilliteraten in Buenos Aires.

KUNST

Oswald Oberhuber, 85

Der Bildhauer, Maler, Kunsttheoretiker, -vermittler, Professor, Poet, Galerieleiter und Ausstellungsmacher wurde 1931 in Meran geboren, seine Familie wurde 1940 nach Nordtirol ausgesiedelt. In Innsbruck besuchte Oswald Oberhuber die Abteilung Bildhauerei an der Gewerbeschule. 1950 lernte er bei Fritz Wotruba an der Meisterschule für Bildhauerei und an der Staatlichen Akademie in Stuttgart bei Willi Baumeister. Seit 1949 beschäftigte er sich mit informeller Malerei, kreierte die informelle Plastik und schuf "Gerümpelplastiken". 1954 wandte sich Oberhuber der gegenständlichen Malerei zu. Anfang der 60er-Jahre entstanden monumentale Selbstporträts und die Zeichenserie "Ich als Kind". Schrift- und Zeichenbilder ziehen sich durch sein gesamtes Oeuvre. In diese Zeit fällt auch sein legendäres Manifest "Permanente Veränderung in der Kunst" (1956), das die Ablehnung jeglicher Stilbildung postulierte. Oberhuber war künstlerischer Berater der von Otto Mauer gegründeten Galerie nächst St. Stephan und wurde 1973 schließlich selbst künstlerischer Leiter. Dort präsentierte er Joseph Beuys, Lajos Kassak, Jim Dine, Gerhard Richter, A.R. Penck, Friedrich Kiesler, Franz West und Vito Acconci. An der Hochschule für angewandte Kunst sorgte er für bemerkenswerte Ausstellungen sowie die Einrichtung der Dependance Heiligenkreuzerhof. Seit 1973 war Oberhuber als Professor, von 1979 bis 1987 und von 1991 bis 1995 als Rektor der Hochschule für angewandte Kunst tätig. Dem Zuwachs an Renommee aufgrund nachhaltiger Reformen stand allerdings seine 2000 erfolgte Verurteilung wegen widmungswidriger Verwendung von Stipendiengeldern gegenüber. Oswald Oberhuber feiert am 1. Februar seinen 85. Geburtstag. Ab 9. März widmet das 21er Haus dem Künstler eine Schau.

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