Belfast - © Universal

"Belfast" - Durch die Augen des Kindes

19451960198020002020

In „Belfast“ erinnert sich Kenneth Branagh an den Nordirlandkonflikt 1969.

19451960198020002020

In „Belfast“ erinnert sich Kenneth Branagh an den Nordirlandkonflikt 1969.

Werbung
Werbung
Werbung

"It was the best of times, it was the worst of times“, heißt es im berühmten Charles Dickens Roman „A Tale of Two Cities“, und in dieser Dichotomie spielt sich auch Kenneth Branaghs autobiografische Momentaufnahme „Belfast“ (s)einer Kindheit inmitten des Nordirlandkonflikts ab. In zweifellos schönen Schwarzweißbildern erzählt er aus der Sicht des neunjährigen protestantischen „Arbeiterkindes“ Buddy, wie er neben seinem älteren Bruder, seinen Eltern und Großeltern (rührend: Judi Dench mit Ciarán Hinds) im Sommer 1969 die eskalierenden Spannungen in Nordirland erlebt hat.

Am 15. August 1969 zieht ein Mob durch Buddys Straße, Autos werden angezündet, es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Protestanten und Katholiken. Belfast ist im Kriegszustand, Panzer rollen, Patrouillen marschieren und man errichtet Barrikaden mit Stacheldrahtzaun. Mittendrin Buddy mit seinem Holzschwert und einem Mülltonnendeckel als Schutzschild. Gerade hat er sich in eine Mitschülerin verliebt und wegziehen kommt schon alleine deshalb nicht in Frage.

Aus der Perspektive eines Kindes zu erzählen, ist immer ein gewagtes Vorhaben. Es besteht das hohe Risiko sentimentaler Verklärung, der unreflektierten Nostalgie oder gar des romantisierenden Kitsch. All das ist hier reichlich vorhanden, auch deshalb geht „Belfast“ mit sieben Nominierungen ins Oscar-Rennen. Ideologisch ist eine (noch dazu autobiografische) Kindperspektive nie einfach zu kritisieren, doch weder kamerasprachlich noch dramaturgisch gereicht „Belfast“ zum vielschichtigen Drama. Die beste Zeit, die schlechteste Zeit, in Branaghs Rückschau sind sie nicht zu unterscheiden. Einem Kind sollte man mehr zutrauen, gerade auch dem „eigenen“.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung