Deix - Rotzbub - Filmszene - Rotzbub – Willkommen in Siegheilkirchen 2022 - © Filmladen

Deix' Rotzbub - Abgefeimtes Österreich

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In „Rotzbub – Willkommen in Siegheilkirchen“ gibt es ein – durchaus gelungenes – Wiedersehen mit dem 2016 verstorbenen Brachial-Karikaturisten Manfred Deix.

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In „Rotzbub – Willkommen in Siegheilkirchen“ gibt es ein – durchaus gelungenes – Wiedersehen mit dem 2016 verstorbenen Brachial-Karikaturisten Manfred Deix.

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Bald sind sechs Jahre seit dem Tod von Manfred Deix verstrichen. Der deftigste unter Österreichs Karikaturisten ist ob seiner feisten sowie ohne Sexual- und Fäkalscheu entworfenen Bilder heute noch in der Erinnerung präsent. Die Arbeiten an einem Animationsfilm aus dem Deix-Kosmos datieren bereits ins Jahr 2013 zurück, und zu Beginn war der Meister selber noch involviert. Es dauerte dennoch bald neun Jahre, bis unter der Regie von Marcus H. Rosenmüller und Santiago López Jover der Film „Rotzbub“ in die Kinos kommen konnte. Deix selber firmiert in den Credits als „Art Director“, wobei er tatsächlich noch viel mehr war.
„Rotzbub“ kann dementsprechend auch als eine Art Autobiografie von Deix herhalten, jedenfalls für des Karikaturisten Werdung vom Dorfjüngling zum Mann. Siegheilkirchen heißt das Kaff, in dem der Rotzbub das Licht der Welt erblickt hat. Und weil er, das Zeichentalent, die prallen Dorfschönheiten ganz und gar in natura (also halbnackt und nackert), auf Papier imaginiert hat, kann er einen schwungvollen Unter-der-Budel-Handel seiner Schulkameraden mit der notgeilen Herrenschaft des Ortes bedienen.
Natürlich konvenierte das in den 1960er Jahren der dörflichen Gesellschaft nicht, und außerdem soll der Rotzbub ja einmal das elterliche Wirtshaus übernehmen. Der Filius ist über dieses Ansinnen aber alles andere als erbaut. Er hält sich auch viel lieber im neu eröffneten, schnittigen Café mit Musicbox auf als in der Wirtsstuben zu Hause, wo überdies die alten und neuen Nazis immer noch zugange sind und zusätzlich noch Anschläge gegen die örtlichen – sprachlich inkorrekt so titulierten – Zigeuner planen, auf deren Töchterchen der verklemmte Jüngling ein Auge geworfen hat.

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