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Der imamerikanische Sport

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Im Gegensatz zu Europa oder Lateinamerika ist Fußball in den USA keine populäre Sportart. Den weißen Amerikanern gilt sie als „boring”. Trotz Fussball-Weltmeisterschaft wird aus den Vereinigten Staaten kaum ein Paradies des runden Leders werden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig.

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Im Gegensatz zu Europa oder Lateinamerika ist Fußball in den USA keine populäre Sportart. Den weißen Amerikanern gilt sie als „boring”. Trotz Fussball-Weltmeisterschaft wird aus den Vereinigten Staaten kaum ein Paradies des runden Leders werden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig.

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Die Fernsehwerbung für das europäische Publikum spricht eine klare Sprache: Ein etwas dicklicher Mann mit Baseball-Kappe fuchtelt um einen Fußball herum, er verfehlt ihn halbwegs, dazu meint er, tja mit dem Fußball haben wir zwar noch Probleme, aber kommen Sie dennoch in das gastfreundliche Chicago, zur Fußballweltmeisterschaft 1994 in die USA. Auch Franz Beckenbauer, „Kaiser Franz” des Fußballs und nunmehriger Trainerstar weiß davon ein Lied zu singen. Als er vor einiger Zeit in die USA einreiste, um als Altstar bei Cosmos New York zu brillieren, wußte der Einwanderungsbeamte mit „Soccer”, so heißt das Fußballspiel dort im Gegensatz zu „American Football”, nichts anzufangen. Schließlich sollten sowohl Cosmos New York wie die gesamte amerikanische Soccer-League pleite gehen. Eine nationale Profiliga des amerikanischen Fußballs existiert zur Zeit nicht, die USA (und auch Japan) gelten der Fußballwelt als „weißer Fleck”.

Es sind historische Gründe, die dazu führten, daß der Fußballsport nicht wie anderswo zum wichtigen Bestandteil der Freizeitkultur wurde. Ein Wiener, Andrei S. Markovits, der eigentlich aus Temesvar stammt, und jetzt Politologie in den USA lehrt, hat sich damit genauer beschäftigt. Früher als in Europa, so Markovits, entwickelte sich in den Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert eine Freizeit- und Sportkultur. In dem jungen Staat suchte man damals nach einem iden-titätsstiftenden Nationalsport und fand das Baseball-Spiel. Fußball entwickelte sich erst später und war ein britisches Spiel: „Großbritannien war noch die führende imperiale Macht... Überall auf der Welt ahmten die Menschen den britischen Lebensstil nach. Die Vereinigten Staaten bildeten dagegen im großen und ganzen immer noch eine isolierte, neue Welt... eine neue Frontgesellschaft.” Der antikoloniale Impuls - gegen die Briten - war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch stark, „Soccer” konnte sich daher nicht etablieren.

Warum nicht Fussbau.?

Das erklärt zwar, warum sich der Fußballsport im 19. Jahrhundert nicht entwickeln konnte, aber wie sah es Jahrzehnte später aus? Die ganze Welt trägt heute Jeans, hört Bock und Pop, schlingt Hamburger und Pommes in sich hinein, wieso gilt diese Vereinheitlichungstendenz für den Sport nicht? Eine große Theorie, die das erklärt, gibt es nicht, nur erläuternde Fragmente: die einen verweisen darauf, daß das Zeitgefühl der Amerikaner ein anderes sei als in Europa: schneller, mehr „action”, beim Fußball geschehe einfach zu wenig. Andere konsta-

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