Die goldenen Jahre - © Foto: Pandafilm

„Die goldenen Jahre“ – Von Routine und von Neubeginn

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„Die goldenen Jahre“: leichthändiger Mix von Witz und Drama von Barbara Kulcsar.

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„Die goldenen Jahre“: leichthändiger Mix von Witz und Drama von Barbara Kulcsar.

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Nach langen Ehejahren will ein Paar in Barbara Kulcsars „Die goldenen Jahre“ die Pension gemeinsam genießen. In kräftige warme Farben ist die Feier getaucht, mit der die Pensionierung gefeiert wird. Auf eine Kreuzfahrt soll es zunächst gehen, doch bald treten unterschiedliche Lebensvorstellungen zu Tage. Denn während Alice (Esther Gemsch) unternehmungslustig ist und auch auf eine Neubelebung des eingeschlafenen Liebeslebens hofft, zeigt Peter (Stefan Kurt) wenig Interesse und verkriecht sich lieber hinter seinen Büchern. Wenig aufregend mag zwar die Inszenierung sein, doch Petra Volpes starkes Drehbuch macht dies mit seinen zahlreichen Wendungen wett. Leerlauf kommt hier nie auf, genau getaktet ist der Erzählrhythmus. Nach sehr schnellem und dichtem Beginn wird der Film in der zweiten Hälfte zwar langsamer und lässt gefühlvolleren Szenen Raum, doch bis zum Ende wartet die Dramödie immer wieder mit Überraschungen auf. Das blendend aufgelegte Ensemble, das sommerliche Ambiente der Mittelmeerkreuzfahrt sowie nicht zuletzt ein Soundtrack, bei dem auch stimmungssteigernd italienische Schlager wie Richi e Poveris „Sarà perché ti amo“ eingesetzt werden, sorgen für gefühlvoll-warmherzige Unterhaltung. Im Zentrum mag dabei zwar Alice stehen, deren Geschichte und Entwicklung teilweise an die der Protagonistin von Silvio Soldinis „Brot und Tulpen“ erinnert, aber auch gegenüber dem Lebensentwurf von Peter bringen Kulcsar/Volpe Verständnis auf. Wer Biss sowie Ecken und Kanten sucht, ist bei diesem Film freilich am falschen Platz.

Weh tun will diese Rentnergeschichte, die auch durch ihren leichthändigen und ungezwungen-selbstverständlichen Mix von Witz und Drama überzeugt, niemandem, kann aber doch zum Nachdenken über die Gestaltung nicht nur des letzten Lebensabschnitts anregen. Ohne zu dozieren, fordert nämlich „Die goldenen Jahre“ auf, auch noch nach 42 Jahren eine in Routine erstarrte Beziehung zu überdenken und, bevor es zu spät ist, eventuell auch ganz neue, alternative Wege einzuschlagen, um auch den Herbst des Lebens nach eigenen Vorstellungen und genussvoll gestalten und genießen zu können.

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