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Die Produzentin

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Macha Meril, aus ednem.halben Dutzend Filme als ebenso attraktive wie begabte Darstellerin bekannt (letzter beachtlicher Erfolg in Godards „Eine verheiratete Frau“), auch schon preisgekrönt, ist unter die Produzenten gegangen, Chefin der in Paris ansässigen „Macha Film Pro-duction“ geworden. Natürlich tritt sie auch weiterhin vor der Kamera auf, doch in ihren eigenen Lichtspielen, als ihr eigener Star. Indes besteht' ihre Hauptaufgabe in der Herstellung von kinematographi-schen Erzeugnissen, in der Wahrnehmung aller damit zusammenhängenden organisatorischen, insbesondere finanziellen, industriellen, technischen Obliegenheiten. Gerade auf diesem Gebiet, wo es in erster Linie um das Geld geht, ist die französische Gesetzgebung recht streng, macht sie die Verantwortlichen voll haftbar für Fehlschläge, für Verluste. Unter ungünstigen Umständen kann man da sehr wohl mit dem Gefängnis Bekanntschaft machen.

Machas erster (in nicht eben glücklichem Anfangsstadium von einer anderen Produktion übernommener) Streifen ist bereits fertiggestellt. Er heißt „Der Horizont“ und schildert eine Liebestgeschichte aus dem Weltkrieg 1914 bis 1918, das heißt, die Begegnung eines Soldaten auf Genesungsurlaub mit einer jungen Kriegerwitwe.

Ein weiteres Vorhaben trägt den Titel „Au pan coupe“ (das ist der Name eines Cafes) und handelt von einem etwas exzentrischen Paar, das sich in diesem Lokal trifft, sich dann liebt, aber bald feststellen muß, daß es nicht „zusammenpaßt“, und in der Folge wieder auseinandergeht. Regisseur ist Guy Gilles, Machas Partner der debütierende Patrick Jouane. Ob die Meril auch eine ältere Idee, die nämlich einer „Jeanne d'Arc“ im wehig respektvollen Comic-Strip-Stil, wird verwirklichen können, läßt sich im Augenblick noch nicht sagen; jedenfalls hat sie nach wie vor die Absicht, ein solches Risiko einzugehen.

Daß Frauen Filme herstellen — dieser Vorgang ist zwar selten, doch keineswegs so ungewöhnlich, wie er auf den ersten Blick anmutet. Sicherlich bietet die zelluloidverarbeitende Branche andere, den weiblichen Eigenschaften und Fähigkeiten weitaus entgegenkommendere Berufe, zum Beispiel den der Modistin, Maskenbildnerin, Schnittmeisterin, ja der Regisseurin. Aber gerade in Frankreich gibt es eine beträchtliche Anzahl von Produktionsleiterinnen, von Damen in einer Funktion und Position, die als Vorstufe der übergeordneten Produzentenstellung angesehen werden kann. Ja, es gibt dort auch regelrechte Produzentinnen, das heißt allein verantwortliche Firmenidhaberinnen — darunter so tüchtige und erfolgreiche wie etwa Agnes Delahaye oder Mag Bodard (auf das Konto der Letztgenannten geht eine Vielzahl qualifizierter Lichtspiele, unter anderen Jacques Demys „Die Regenschirme von Gher-bourg“, „Das Gück“ von Agnes Varda, „Zum Beispiel Balthasar“ von Robert Bresson, einem der größten Regisseure). Doch Produktionschefinnen, die aus dem Schauspielerstand kommen, sind rar, jedenfalls in einer zahlenmäßig unbedeutenden Minderheit. Gleichwohl registriert die Geschichte der Kinematographie von Zeit zu Zeit solche Fälle, hauptsächlich in den Vereinigten Staaten. Zu den berühmtesten Exemplaren zählt hier wohl Mary Pickford, die Mitbegründerin der amerikanischen Filmgesellschaft „United Artists“. Macha Meril, ein Geschöpf der „Nouvelle vague“, folgte im übrigen nur den Fußstapfen ihrer großen Entdecker, Förderer und jetzigen Kollegen: Chabrol, Godard, Malle, Truffaut usw. Nahezu alle bekannten Regisseure dieser Bewegung gründeten nach und nach eigene Produktionen.

Hoffen wir, daß solcherart auch die „Macha-Film“ reüssieren, daß ihre Eigentümerin eine glückliche Hand haben möge. An Gelegenheiten zur Bewährung fehlt es gewiß nicht. „Es gibt“, so schrieb ein französischer Kritiker im Zusammenhang mit den „Regenschirmen von Cherbourg“ voller Lob und Anerkennung, „Abenteuer, in die sich nur Frauen stürzen können.“ Daß sie daraus unversehrt und erfolgreich hervorgehen, sollte der Wunsch aller Filminteressierten, auch der männlichen Konkurrenz, sein Die Meril wird ihn gewiß brauchen können.

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