"Die schönsten Jahre eines Lebens": Nostalgische Romanze
Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant nehmen die Fäden ihrer gemeinsamen Geschichte wieder auf. Eine Kritk von Thomas Taborsky zur Fortsetzung von "Ein Mann und eine Frau".
Anouk Aimée und Jean-Louis Trintignant nehmen die Fäden ihrer gemeinsamen Geschichte wieder auf. Eine Kritk von Thomas Taborsky zur Fortsetzung von "Ein Mann und eine Frau".
An zeitlosen Leinwandpaaren hat das französische Kino so einige hervorgebracht. Jean-Paul Belmondo und Jean Seberg in „Außer Atem“ drängen sich auf, bald dahinter aber schon Anouk Aimée, JeanLouis Trintignant und ihre stürmische Affäre in „Еin Mann und eine Frau“. Eigentlich will Regieveteran Claude Lelouch „Die schönsten Jahre eines Lebens“ nicht als Fortsetzung des Klassikers verstanden haben, für den er 1967 mit zwei Oscars ausgezeichnet wurde. Die gab es im Grunde auch schon – über „Ein Mann und eine Frau – 20 Jahre später“ liegt der Mantel des Schweigens. Andererseits lässt er sehr wohl die alten Charaktere wieder auflodern, versammelt die Besetzung von einst, sogar die Filmkinder, heute Ende 50, und macht Filmausschnitte zu bildgewordenen Erinnerungen. Viele scheint der ExRennfahrer JeanLouis nicht mehr zu haben. In einem Pflegeheim dahindämmernd, scheinen die Gedanken an die Zeit mit Anne die klarsten zu sein. Der Sohn macht sie deshalb ausfindig, in der Hoffnung, dass ein Besuch von ihr positiv auf ihn wirkt. Tatsächlich erwacht etwas in ihm, als sie ihn aufsucht.
Er erkennt seine große Liebe, zugleich scheint er aber nicht zu erkennen, dass sie wieder vor ihm sitzt. Lächelnd lässt Lelouch in Emotionen schwelgen, allen voran Aimée und Trintignant, die milde, aber ungebrochen ihre Präsenz ausstrahlen, während Traum und Wirklichkeit immer mehr verwischen. Dazu gesellt sich auch wieder das sanfte „Dabadabadab dabadabadab“ aus der Titelmusik, deren Bekanntheit weit über „Ein Mann und eine Frau“ hinausreicht. Lelouch greift noch auf eine weitere Quelle zurück: sein Husarenstück „C’était un rendezvous“, eine wilde Autofahrt durch das morgendliche Paris. Das Spiel mit den Möglichkeiten der Kameratechnik, damals wie heute, wirkt in „Die schönsten Jahre eines Lebens“ manchmal zu auffällig. Einer größeren Falle entgeht er aber: Er ist keine Selbsthommage. Vielmehr feiert er das Leben, das Kino und nicht zuletzt zwei besondere Schauspieler.
Der Autor ist Filmkritiker.