Filmfestival Venedig: Ikonen und Tod am Lido
Pedro Almodóvar gewann beim Filmfestival Venedig den Goldenen Löwen – aber nicht für seinen besten Film. Das Staraufgebot war Zeichen der Lebendigkeit des Kinos.
Pedro Almodóvar gewann beim Filmfestival Venedig den Goldenen Löwen – aber nicht für seinen besten Film. Das Staraufgebot war Zeichen der Lebendigkeit des Kinos.
E s war nicht Pedro Almodóvars erster Löwe. Schon vor fünf Jahren hat man dem 74-jährigen Spanier in Venedig einen Goldenen Löwen überreicht – für sein Lebenswerk. Mit „The Room Next Door“, seinem ersten englischsprachigen Film mit Tilda Swinton und Julianne Moore, hat er nun auch einen „regulären“ Goldenen Löwen gewonnen – und damit seinen ersten wichtigen Hauptpreis bei einem internationalen Festival überhaupt. Eigentlich hätte Almodóvar in Cannes schon 1999 für „Alles über meine Mutter“ die Palme holen sollen, oder auch für „Volver“ (2006). „The Room Next Door“ ist jetzt der Höhepunkt in seinem Schaffen – und das ausgerechnet bei einem Stoff, der so manche von Almodóvars Markenzeichen ausblendet. Da stehen die farbenfrohe Leichtigkeit vieler seiner Arbeiten, aber auch der konzentrierte Blick auf das Leben von Frauen gar nicht mehr so stark im Vordergrund wie gewohnt.
Der Film ist ein herzerwärmendes Drama über eine ehemalige Kriegsberichterstatterin (Swinton), die unheilbar an Krebs erkrankt ist und sich wünscht, dass sie bei ihrem Tod, dessen Machart sie selbst bestimmen will, Gesellschaft hat. Dabei geht es nicht um „Sterbehilfe“ im eigentlichen Sinn, denn die tödliche Pille hat sie sich über Umwege längst aus dem Darknet beschafft. Nein, ihr geht es darum, dass eine Freundin im Zimmer nebenan, also im room next door, wartet, wenn sie sich selbst tötet. Nicht viele Menschen sind bereit, sich so einem Wunsch anzunehmen, aber in ihrer Freundin, der Buchautorin Ingrid (Moore), findet sie diesen Menschen.