Harry Macqueen: Kleine Geschichten einer Krankheit
Regisseur Harry Macqueen über das weithin gelobte Demenzdrama „Supernova“, in dem die Schauspieler Colin Firth und Stanley Tucci über sich hinauswachsen.
Regisseur Harry Macqueen über das weithin gelobte Demenzdrama „Supernova“, in dem die Schauspieler Colin Firth und Stanley Tucci über sich hinauswachsen.
Es ist nicht einfach, einen Film wie „Supernova“ zu finanzieren, erzählt Regisseur Harry Macqueen im FURCHE-Gespräch: Der Trend gehe weg von „schweren“ Themen. Immerhin gibt es in Großbritannien noch die Tradition des sozialrealistischen Kinos – man denke nur an Altmeister Ken Loach –, in dem die Menschen und ihre Schicksale im Mittelpunkt stehen. Filme sind in der Überzeugung Macqueens dann kein Investment, sondern immer noch Kunst. Gott sei Dank. In seinem zweiten Spielfilm, der sich mit dem immer drängender werdenden Problem des Umgangs mit Demenz auseinandersetzt, kann der britische Regisseur das nun beweisen.
DIE FURCHE: Worin liegt die Grundidee von „Supernova“?
Harry Macqueen: Ich war lange Zeit als freiwilliger Helfer in einer Einrichtung in London tätig, in der Demenzkranke betreut und behandelt wurden. Ich habe mit vielen Menschen und Familien, die von dieser Diagnose betroffen sind, gesprochen. Ich habe Zeit mit Menschen verbracht, die inzwischen verstorben sind, sowohl an der Krankheit selbst als auch aufgrund von Selbstmord, und ich habe die Auswirkungen davon aus nächster Nähe erlebt. Ich habe dort so viele Geschichten von Menschen gehört, vor allem von Angehörigen, die sich mit dieser Krankheit arrangiert hatten, um bestmöglich für ihre Familienmitglieder da zu sein. Besonders reich war der Kosmos der kleinen, feinen Details am Rande, die eben passieren, wenn jemand Demenz hat; also Situationen, in denen das Menschliche im Vordergrund steht. Diese kleinen Geschichten sind wie der Kollateralschaden der Krankheit, und sie sind es wert, erzählt zu werden.
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