7089685-1994_24_29.jpg
Digital In Arbeit

mit dem Fuß

Werbung
Werbung
Werbung

tieren, daß in den USA vor allem Spiele dominieren, die mit der Hand gespielt werden. Tatsächlich ist das bei den Big Three des amerikanischen Sports so: Baseball, Basketball und American Football.

Dazu kommt: in der entwickelten kapitalistischen amerikanischen Gesellschaft einen Sport zu etablieren, bedeutet vor allem einen enormen Kapitalaufwand. Die Kosten für Grundstücke und die Errichtung von Stadien in den Ballungsräumen sind enorm. Da es kaum Subventionen gibt, wäre man auf Zuschauereinnahmen, vor allem aber auf Werbemittel, Sponsoren und die TV-Gesellschaften angewiesen. Diese interessieren sich aber kaum für diesen Sport, da er nur wenige Zuschauer anzieht — ein Teufelskreis. Einzelaktionen Prominenter, wie der Ankick von Marilyn Monroe bei einem Ländermatch, vermochten da nur wenig zu bewegen.

Die US- Amerikaner werden die WM 1994 zwar sicherlich weltweit erstklassig und mit Gewinn vermarkten, aber danach wird man wieder auf die nationalen Mittel angewiesen sein. Die Aussichten aus „soccer” einen nordamerikanischen Nationalsport zu machen, werden von Experten als gering eingeschätzt.

Dabei spielen gar nicht wenige Amerikaner Fußball. Die Statistik weist rund 16 Millionen Aktive aus. Allerdings sind das vor allem Kinder und Jugendliche, in Hinterhöfen, auf High School-Plätzen und in den Colleges, da wird Fußball gespielt. Auch in Österreich spielen wahrscheinhch Hunderttausende Abschießen und Völkerball, ohne daß es sich dabei um populäre Sportarten handelt. Schließlich sind 40 Prozent der Aktiven Spielerinnen.

Frauen-Sport Fussball

In den USA ist Fußball durchaus ein Mädchen- und Frauensport -nirgendwo auf der ganzen Welt sind so viele Kicker weiblichen Geschlechts. Die US- Amerikanerinnen sind sogar regierende Frauen-Weltmeister. Bei der letzten WM wurden Teams wie Brasilien mit 5:0 und Deutschland 5:2 geschlagen. Die Beliebtheit bei den Frauen ist allerdings ein Teil des Image-Problems, das der Fußballsport in der noch immer primär männlich dominierten amerikanischen Gesellschaft hat.

Die andere Facette des Image-Problems' wird daran deutlich, wer von den Männern Fußball als Leistungssport betreibt. Da begegnen wir in erster Linie den eth-nics, den minorities, den immi-grants: Schwarze, Latinos und europäische Migranten. „Hota Bava-rians” gegen „New York Dalma-tians”, „Polish Eagles” gegen „Haitian Tigers”, „Black Lions” und „Brooklyn Italians”. Fußball gilt dementsprechend einerseits als Frauensport, andererseits als Spielerei der Immigranten.

Damit schließt sich der Kreis wieder zum 19. Jahrhundert. Der ehemalige Football-Star und spätere republikanische Senator Jack Kemp hat es druckreif zusammengefaßt: „American Football, das ist demokratischer Kapitalismus, Soccer dagegen etwas Europäisches, Sozialistisches”. Fußball sei chaotisch, es fehle die klare Führungsstruktur, es sei kollektivistisch, ein „fremdes” Spiel für die amerikanische Mentalität, mit einem Wort, absolut unamerikanisch.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung