Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Mit Trümpfen des Managements
Rückblick auf die 4. „ducumenta“-Schau moderner Kunst in Kaissel
Rückblick auf die 4. „ducumenta“-Schau moderner Kunst in Kaissel
Insgesamt 220.280 Besucher fanden sich auf Deutschlands Mon. sterjahrmarkt Neuer Kunst, bei der 4. „documenta" in Kassel, ein. Der rückblickend gewonnene, nicht allzu überwältigend Eindruck läßt sich vor allem in etlichen Details mildem, ja, blättert man noch einmal die beiden umfangreichen Katalogbänd durch, findet man unter den 120 Vertretern der Malerei und Plastik und den 60 der Graphik eine ganze Reihe vor Künstlern, die eigentlich außerhalb der großen Trends dieser Schau stehen. Gerade sie sind im Grunde die viel Interessanteren: Chillida und Tapiis etwa, oder Albers und Yves Klein.
Die Vielgesichtig- und -Schichtigkeit der „documenta“ ist frappierend wie lange nicht (obwohl sie stellenweise viel Langeweile bietet), um so mehr als sie neben Op- und Pop-art und Post-pain- terly-abstraction auch Werke so eigenwilliger ,,v, Persönlichkeiten wie des Italieners Domenico Gnoli zeigte, der teilweise vergrößerte Wiedergaben von Möbelbespannungen und gemusterten Hemden in stimmungsvollen Arrangements präsentiert.
Was die „documenta" vorführen will, ist oft nichts anderes als Zeitkunst, teilweise auch Modekunst. Darüber darf man sich nicht hinwegtäuschen. Vielleicht entdecken spätere Generationen, die den Enthusiasmus für die unmittelbare Gegenwart überwunden haben, daß die Auswahl 1968 eine Unmenge völlig unwesentlicher Werke vorgestellt hat, daß entscheidende Leistungen der Kunst woanders, in ganz anderen Ausdrucksformen sich ereigneten. Vielleicht sogar, daß der Großteil der Op- und Pop- Produktionen nicht über gefällige Banalitäten hinauskam. Dies wird jedoch kaum enttäuschen. Information ist mehr oder minder die Devise dieser Exposition. Und gerade unter diesem Aspekt wird sie der Situation der vergangenen Jahre vermutlich gerecht.
Freilich was der Kunsthandel, und zwar in erster Linie der progressive vertritt, hat hier natürlich seinen Platz erobert. Das Kunstmanagement hat sich durchgesetzt. Allen Provokationen und Drohungen, Pamphleten und Verbrennungen und womit sonst noch dakymefÄjJung demonstriert und manifestiert wurde, zum Trotz. Es spielt seine mitunter recht banalen Trümpfe aus und gibt der Schau damit unleugbar das Odium einer Messe, wenn auch internationalen Formats.
Im großen dominierten Pop- und Op-art, daneben Kinetik in allen Varianten, bewegliche und statische Raumlösungen, wie sie bei der Trigon-Ausstellung in Graz zu sehen waren. Am Rande steht die Plakatmalerei; mit hochschlagenden Poster-Wellen wird viel Wasser gemacht (Rosenquist, Held, Indiana), die Puppenspiele des Richard Lindner, imponierende Flugkörper, die mit den körperlichen Maßen und Formen des Menschen synthetisiert wurden, spielen eine kleinere Rolle. Immerhin manche interessante Entwicklungen wurden einander gegenübergestellt. Gerade die Konfrontation ist neben Information der zweite Aspekt, der die 4. „documenta“ sehenswert machte.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!