Respect - © Universal

"Respect": „Soul“ als Rettung

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Michael Krassnitzer über den Film "Respect" von Liesl Tommy.

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Michael Krassnitzer über den Film "Respect" von Liesl Tommy.

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Für ihre tolle Darstellung einer Soul-Sängerin erhielt Jennifer Hudson schon einmal einen Oscar („Dream Girls“) – nun begeistert sie in der Rolle jener Frau, die gemeinhin als „Queen of Soul“ gilt: Aretha Franklin. Wie Hudson in „Respect“ die Hits des 2018 verstorbenen afroamerikanischen Superstars performt, mit beeindruckender Virtuosität und großer Leidenschaft, ist überragend.

Die zahlreichen Bühnenauftritte, aber auch die Arbeit mit den legendären Musikern der Fame-Studios, sind absolute Höhepunkte des Biopics. Der Rest des Films kann mit dieser Qualität leider nicht mithalten. Ausstattung und Kostüme sind prima; auch die Geschichte der Soulmusik und der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung sind geschickt eingewebt, wenngleich nur für (musik-)historisch Bewanderte verständlich. Aber außerhalb der Musik-Szenen verharrt die Erzählung an der Oberfläche, der Zuschauer bleibt stets am sicheren Rand der sich in Franklins Biografie auftuenden Abgründe, anstatt hinunter- bzw. mitgerissen zu werden. Derer gibt es genug: Missbrauch (ihr erstes Kind gebar Franklin als Zwölfjährige), gewalttätiger Ehemann, überdominanter Vater, Alkoholabhängigkeit. Dass die Sängerin am Ende des Films alle ihre „Dämonen“ besiegt, indem sie zu Gott findet und das Gospel-Album „Amazing Grace“ – wider Erwarten ihr größter kommerzieller Erfolg – einspielt, ist die sehr hollywoodeske Lesart einer Lebensgeschichte, die wahrlich eine tiefgründigere Aufarbeitung verdient hätte. Dank der großartigen Jennifer Hudson ist der Film dennoch jedem Musikfreund zu empfehlen.

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