Narziss und Goldmund - © Foto: Sony

Stefan Ruzowitzky: Moralisch wachsen

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Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky ist es gelungen, erstmals Hermann Hesses Erzählung „Narziss und Goldmund“ zu verfilmen – als großes Kino mit opulenten Bildern.

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Oscar-Preisträger Stefan Ruzowitzky ist es gelungen, erstmals Hermann Hesses Erzählung „Narziss und Goldmund“ zu verfilmen – als großes Kino mit opulenten Bildern.

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Stefan Ruzowitzky hat Hermann Hesses „Narziss und Goldmund“ verfilmt – mit viel Opulenz und schönen Bildern. Die Geschichte einer Freundschaft ist Pflichtlektüre in vielen Klassenzimmern und wurde bisher noch nie verfilmt. Das Buch erschien 1930 und spielt im Mittelalter – es reflektiert aber auch die Zeit seiner Entstehung. Das versucht Ruzowitzky herauszuarbeiten.

DIE FURCHE: Herr Ruzowitzky, Hermann Hesses „Narziss und Goldmund“ wurde bisher noch nie verfilmt. Wieso eigentlich?
Stefan Ruzowitzky: Es wurde oft versucht, aber niemandem gelang es. Eine meiner guten Ideen war es, eine Rahmenhandlung aufzubauen, denn es war immer ein Problem, dass bei Hesse der Narziss ja nur ganz am Anfang und ganz am Ende vorkommt. Wenn man behauptet, man erzählt die Geschichte einer großen Freundschaft, und einer der beiden Freunde ist eigentlich nie da, ist das filmisch schwierig.

DIE FURCHE: Was ist für Sie das Besondere an diesem Buch?
Ruzowitzky: In frühester Jugend war es eines meiner Lieblingsbücher, aber diese Hesse-Phase ist auch wieder vergangen. Ich habe es jetzt für mich wiederentdeckt. Man muss dem Herrn Hesse zugute halten, dass dieses Buch sowohl bei Teenagern wirkt als auch bei älteren Menschen. „Narziss und Goldmund“ wird von vielen Lesern als eine Art Lebenskompass empfunden. Erstmals las ich das Buch als 16-Jähriger, und beim Wiederlesen fielen mir schon ganz andere Dinge auf. Die homoerotischen Untertöne habe ich als Jugendlicher gar nicht bemerkt. Aber sie sind stark vorhanden. Narziss sagt zu Goldmund: Du träumst von Mädchen, ich träume von Jünglingen. Wenn mir das ein Freund sagt, dann werte ich das als Comingout. Narziss ist nicht schwul, weil er ein asexueller Mensch ist. Er erlaubt sich keine Sexualität und keine Gefühle. Wenn er es täte, wäre er wahrscheinlich schwul. Und so ist es eine große schwärmerische, romantische, idealisierende Liebe. Das wird aus der Erzählung heraus schon sehr deutlich.

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