Filme aus einem geteilten Land beim jüdischen Filmfestival

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Jiddisches Kino, ein Tribut an Otto Tausig und der Nahostkonflikt sind die Schwerpunkte des 17. Jüdischen Filmfestivals in Wien.

Immer wieder steht es finanziell an der Kippe, und immer wieder schaffen die Veranstalter im letzten Moment doch noch, es stattfinden zu lassen: Das Jüdische Filmfestival, ehemals Jüdische Filmwoche, zeigt heuer zum 17. Mal aktuellen und historischen jüdischen Film in Wien. Dass es hier ein eigenes jüdisches Filmfest gibt, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist doch die Vergangenheit der ehemaligen Filmmetropole Wien eng mit der jüdischen Filmkultur verknüpft. Doch die Vielzahl spezieller Festivals machen den Kampf um den Förderungstopf immer härter. Um so erfreulicher ist die Kontinuität, die das Festival-Team um Monika und Frédéric-Gérard Kacek an den Tag legt, mit einem Filmprogramm, das nicht nur aktuellen israelischen und international jüdischen Film präsentiert, sondern sich auch um kontroversielle Arbeiten bemüht.

Zwei Völker, ein Land

Dieses Jahr ist es eine Filmschau, die sich zugleich auf israelischen wie auch auf palästinensischen Film konzentriert: "We Too Have No Other Land (Auch wir haben kein anderes Land)" ist der Titel einer palästinensischen Doku und zugleich der des gesamten Filmprogramms, in dem Spiel- und Dokumentarfilme israelischer und palästinensischer Regisseure gezeigt werden, die sich mit Geschichte, Gegenwart und Gesellschaft der beiden Länder auseinandersetzen. Während Israel seine Existenz mittlerweile gesichert hat und Film als künstlerisches Ausdrucksmittel betrachten kann, steht für das palästinensische Filmschaffen die Rückgewinnung von Selbstachtung im Vordergrund.

Eine besondere Premiere im Rahmen des Festivals ist "Love Comes Lately" des deutschen Regisseurs Jan Schütte, in der ein alter Herr noch einmal nach der großen Liebe sucht - und der wird von Burgtheaterschauspieler Otto Tausig gespielt. Ab 19. Dezember läuft der Film regulär im Kino, beim Jüdischen Filmfestival wird er in Anwesenheit des Hauptdarstellers gezeigt und ist Anlass für ein Tribute, das dem großen Menschen und Schauspieler Tausig gewidmet ist. Er erlebte als Kind Vertreibung und Exil am eigenen Leib, kehrte 1946 nach Wien zurück und ging ans Reinhardtseminar. Nach einer langen Karriere auf der Bühne und vor Film- und Fernsehkameras ist er nun vor allem in aller Hartnäckigkeit und Bescheidenheit bei einer Vielzahl an Sozialprojekten tätig, unter anderem für unbegleitete Flüchtlingskinder. "Ich hab' immer gedacht, dass der Schauspieler mehr sein soll als ein Wurstel, der die Leut' amüsiert", schreibt Tausig zu seinem Engagement.

Gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria zeigt das Filmfestival auch Jiddisches Kino, das nur wenige Jahrzehnte im 20. Jahrhundert existierte, zwischen der Erfindung des Tonfilms und dem Verschwinden des Jiddischen als Sprache durch die Folgen des Zweiten Weltkriegs. Gezeigt wird eine Werkschau mit Produktionen von Sidney M. Goldin und Joseph Seiden, zwei der wichtigsten wie auch erfolgreichsten Vertreter des jiddischen Kinos. Ein weiteres Special findet in Kooperation mit dem KlezMore Festival statt: "Ost und West" von 1923 und das herzzerreißende Drama "Gedenket …" von 1924 werden mit live Musikbegleitung im legendären Nestroyhoftheater aufgeführt. Damit kehrt der jiddische Film nach Jahrzehnten wieder in den ehemals jüdischen zweiten Wiener Gemeindebezirk, die "Mazzesinsel", zurück.

Nachrichten aus dem Gelobten Land

Jiddischer Humor, ein Tribute an Otto Tausig und Nahost-Zusammenleben auf der großen Leinwand: Von 13. bis 27. November findet das Jüdische Filmfestival Wien statt.

Jüdisches Filmfestival Wien 2008

13. bis 27. November. Metro Kino, Votivkino, De France

www.jfw.at

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