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Bloß Bilder vom Prater

Leopold „Lemming“ Wallisch (Fritz Karl) wird nach seiner Suspendierung bei der Polizei Privatdetektiv. Fall Eins: Der ermordete Lateinlehrer Grinzinger. Dieser war ein Sadist, einst nahmen sich zwei Schüler seinetwegen das Leben. Lemming befragt die Klassenkollegen – mit der Schwester eines Verdächtigen, der feschen Tierärztin Klara Breitner (Julia Koschitz), geht er ein Verhältnis ein. Die antagonistische Figur des unvermeidlichen Roland Düringer – der korrupt-geschleckte Polizeikommandant Krotznig –kommt der Wiener Wirklichkeit am nächsten. Kein Wunder, radebrechen doch die anderen Darsteller (vor allem Fritz Karl) in einem künstlichen Dialekt. Der Kriminalfilm nach dem Roman von Stefan Slupetzky versucht eine Reihe zu etablieren. Der im Genre geübte Regisseur Nikolaus Leytner (Ein halbes Leben, Die Geschworene) klopft Slupetzkys Geschichtsteppich nach Wahrhaftigkeit ab, aber dann schauen halt doch nur wieder Bilder vom Prater heraus. Zwar versucht man, Noir-Töne über die „Maschekseitn“ einzuführen -– allein, das gezwungen Vulgäre bereitet Verdruss. (Rudolf Preyer)

Der Fall des Lemming

A2009. Regie: Nikolaus Leytner. Mit Julia Koschitz, Fritz Karl, Roland

Düringer. Verleih: Thimfilm. 98 Min.

Unfreiwilliges B-Movie

„H eute ist ein großer Tag: Mein Bruder kommt aus dem Knast.“ sinniert Flo und los geht ein gewollt wilder Ritt auf dem Motorrad. Hart sein will Flos Gang (die Ochsenknecht-Söhne, gefangen in ihrem Image) bis zur vorletzten Sekunde, könnte aber vermutlich weit und breit niemanden in Schrecken versetzen. Die aufgesetzte Attitüde passt zu den Klischees, die „Gangs“ versammelt: Welten prallen aufeinander; die der bösen Jungs aus zerrütteten Familienverhältnissen auf die der höheren Ballett-Töchter. Eine scheinbar hoffnungslose Romanze nimmt ihren Lauf, eingebettet in die gefährliche Großstadt. Der Cast (ein Potpourri aus „Die wilden Kerle“ und „Freche Mädchen“) vermag nicht zu überzeugen, aber vielleicht ist das auch zu viel verlangt bei einer derart platten Action-Teenie-Gangster-Romanze, der der Begriff Dramaturgie fremd ist. n der Kinder harte Typen geben müssen. „Gangs“ ist das Gegenteil von gefährlich: unfreiwillig komisch. (Nicole Albiez)

Gang

D 2009. Regie: Rainer Matsutani.

Mit Jimi Blue Ochsenknecht, Emilia Schüle, Wilson Gonzalez Ochsenknecht. Verleih: Disney.

90 Min.

Wenn die Chemie stimmt

F rauen wollen Romantik, Männer hingegen nur Sex. Eine Ausgangsthese, die wie geschaffen ist für eine romantische Komödie, in der die Gegensätze zwischen Mann und Frau zu peinlichen Missverständnissen führen. Im Fall von „Die nackte Wahrheit“ ist es die TV-Produzentin Abby (Katherine Heigl), die hoffnungslos romantisch daran glaubt, dass auch Männer zu tiefen Gefühlen fähig sind, während sie von ihrem Macho-Kollegen Mike (Gerard Butler) eines Besseren belehrt wird: In Mikes Chauvi-Talkshow „The Ugly Truth“ verbreitet er, dass für Männer am Ende des Tages nur die äußeren Werte einer Frau zählen. Mike und Abby schließen eine Wette ab: Er will ihr mit fiesen Flirt-Tipps dabei helfen, den „Mr. Right“ zu finden und zu angeln. Der Rüpel und die Romantikerin werden am Ende des Experiments ganz schön überrascht sein. Die Konstellation zwischen Bieder-Frau und Alpha-Mann ist die Triebkraft für einige witzige (aber vorhersehbare) Pointen. Immerhin: „Die nackte Wahrheit“ ist bissig und amüsiert, weil die Chemie zwischen den Hauptdarstellern so gut stimmt. (Alexandra Zawia)

Die nackte Wahrheit (The ugly truth)

USA 2009. Regie: Robert Luketic. Mit Katherine Heigl, Gerard Butler.

Verleih: Sony. 96 Min.

Horror mit mäßiger Handlung

D ie Erde ist wieder einmal dem Untergang geweiht. Die Menschheit wird das Ende der Welt nicht überleben. Doch zuvor ist noch ein Raumschiff ins All geschickt worden, dessen Besatzung auf einem fernen Planeten eine neue Zivilisation gründen soll. Dies wissen in „Pandorum“ die zwei Crewmitglieder Payton und Bower jedoch noch nicht, als sie ohne Orientierung und ohne Erinnerung aus ihrem Tiefschlag an Bord des Raumschiffes erwachen. Mit bedrohlicher Energieknappheit konfrontiert, macht sich einer der beiden auf, um am anderen Ende des Schiffs den lebenswichtigen Reaktor neu zu starten. Doch im Raumschiff sind die beiden nicht allein…

Ähnlich wie in den bekannten „Alien“-Filmen tauchen in den Gängen des Raumschiffs ungustiöse Kreaturen auf, die es zu bekämpfen gibt. Das Wandeln durch die dunklen Gänge setzt sich einen guten Teil des Films fort, bis sich so etwas wie eine tiefergründige Handlung über die Mission des Raumschiffes und über das Schicksal der Menschheit zu entspinnen beginnt.

Damit die Sache für alle gut ausgeht, müssen die grauslichen Bordmitglieder ausgeschaltet werden. Horror-Sciencefiction mit nur mäßiger Handlung. (Rudolf Preyer)

Pandorum

USA 2009. Regie: Christian Alvart.

Mit Dennis Quaid, Ben Foster, Antje

Traue. Verleih: Constantin. 108 Min.

Faszinierende Odyssee

Es ist eine Dokumentation epischen Ausmaßes: ein Vierteljahrhundert im Leben einer Unechten Karettschildkröte wird nachgefühlt; 25 Jahre ihres Daseins verbringt sie auf abenteuerlichen Reisen – und der Emmy-gekrönte Regisseur Nick Stringer folgt ihr bei seinem Kinodebüt auf ihre Odyssee: Am Strand von Florida schlüpft sie aus ihrem Ei, arbeitet sich in Richtung Wasser vor, legt einen Weg zurück, den sie instinktiv „kennt“: Schwimmt drei Tage lang bis zum Golfstrom, was etwa nur die Hälfte der Schildkröten schafft, lässt sich von diesem in Richtung Arktis tragen, durchschwimmt den gesamten Nordatlantik bis nach Afrika, um dann wieder umzukehren, zurück zu ihrem Geburtsstrand, wo sie ihre Eier ablegt. Auf dem Weg, der seit Millionen Jahren von ihren Vorfahren zurückgelegt wird, trifft sie zahlreiche Zeitgenossen und neue Gefahren wie Fischer, Umweltverschmutzung und die Auswirkungen des Klimawandels. Nur eine von 10.000 Schildkröten überlebt die Reise durch den Nordatlantik. Eine faszinierende, engagiert eingefangene Thematik; nur die auditive Ebene gestaltet sich gewollt märchenhaft. Auch wenn der Text durch Hannelore Elsners angenehme Stimme erzählt wird: Es menschelt übertrieben in der Dokumentation mit Spielfilmcharakter, die auch gerne die Moralkeule schwingt. (Nicole Albiez)

Tortuga. Die unglaubliche Reise der Meeresschildkröte.

GB/A 2009. Regie: Nick Stringer. Erzählt von

Hannelore Elsner. Verleih: Lunafilm. 81 Min.

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