Werbung
Werbung
Werbung

Der Zauberlehrling

„Walle, walle/ Manche Strecke /dass, zum Zwecke, / Wasser fließe …“ Zu jenem Zeitpunkt, da sich Physikstudent Dave Stutler (Jay Baruchel) in John Turteltaubs „Duell der Magier“ in dieser Special-Effects-geladenen Zauberlehrlings-Situation frei nach Goethe befindet, will er gerade sein Labor putzen. Mithilfe jener Geister, die er rief, nun aber nicht mehr los wird. Der steinalte Ex-Lehrling des verstorbenen Merlin, Balthazar Blake in der Gestalt eines wunderbar süffisanten Nicolas Cage, ist einer von ihnen, weil er in Dave den Erben Merlins entdeckt haben will. Der Bub soll im Duell mit der bösen Magierin Morgana die Welt retten. Leider ist Dave aber ein unsicherer und für Versuchungen sehr anfälliger Typ, was für zahlreiche vorhersehbare Turbulenzen und immerhin für solide Spezialeffekte sorgt. Das Interessanteste daran ist wohl, dass das eingangs erwähnte (filmische) Zitat in der US-Kritik ausschließlich mit dem Disney-Klassiker „Fantasia“ von 1940 assoziiert wird. Damals bändigte immerhin Mickey Mouse die Besen. (Alexandra Zawia)

Duell der Magier (The Sorcerer’s Apprentice)

USA 2010. Regie: Jon Turteltaub. Mit Nicolas Cage, Alfred Molina, Monica

Bellucci. Verleih: Disney. 109 Min.

Zu Hause in Big Apple

Rosa von Praunheim hatte seiner Lieblingsstadt bereits 1989 in „Überleben in New York“ ein Denkmal gesetzt. Jetzt, 20 Jahre später, begegnet er seinen Protagonistinnen Anna und Claudia erneut – und rekonstruiert mit ihnen, was aus New York und ihren Träumen von einst geworden ist. Damals wanderten die jungen Frauen aus Deutschland aus, um in der Metropole neu anzufangen. Praunheim streift in seinem Film die Warhol-Ära, den Ausbruch von Aids und seine Folgen, sowie die Auswirkungen auf New York nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Von Praunheim montiert sein Impressionen aus New York mit kurzweiligen Gesprächen und schildert, wie sich die Stadt zur Metropole der Reichen entwickelt hat, nachdem Bürgermeister Giuliani sie in den 90ern von Sex, Drogen und Verbrechen gesäubert hatte. Dem Regisseur gelingt mit „New York Memories“ eine sehr persönliche Liebeserklärung an die Stadt, die niemals schläft. (Matthias Greuling)

New York Memories

D 2010. Regie: Rosa von

Praunheim. 92 Min. Ab 10.9.

Filmemachers Wahnsinn

Digne, Lurs oder Manosque: Um unscheinbare Namen auf einer Karte der französischen Südalpen herum verortet Luc Moullet, der kauzigste Individualist unter den Filmemachern, das „Terre de la folie“, ein Gebiet, das vom Wahnsinn beherrscht scheint. Nur über dessen Form, da ist er sich unsicher: Ist es ein Fünfeck, so wie er es zuerst abgesteckt hat, oder weniger, weil er nicht mit dem einen Dorfbewohner sprechen konnte, oder vielleicht doch ein Sechseck? – „L’Hexagone“, so nennen die Franzosen amüsanterweise auch ihr Staatsgebiet.

Spekulativ und unkaschiert persönlich schweift der Blick über den zusammengetragenen Schwall an Aussagen, Erklärungen und Fällen wie der berüchtigten Affäre Dominici. Über allem schwebt nämlich die eigene Familiengeschichte: „Es ist klar, der ganze Film soll deinen Wahnsinn rechtfertigen“, grantelt die Gattin irgendwann über sein Treiben.

Willentlich, ja genüsslich führt Moullet seinen Essay über Familienfehden, Selbstverbrennungen und Brutalstmorde schrittweise ad absurdum. Indem er die selben Waffen einsetzt, düpiert er die großen Populärdokumentaristen: Ein paar Fakten, Zeugen und genug Argumentation vorausgesetzt, und es lässt sich alles über alles nachweisen – selbst der Einfluss des Passatwinds auf den Geisteszustand einer Stadt. (Thomas Taborsky)

La terre de la folie

F 2009. Regie: Luc Moullet. Verleih: Stadtkino.

90 Min.

Here are The Doors

Selbst 40 Jahre nach dem Tod des charismatischen Sängers Jim Morrison hat die Kultband „The Doors“ nichts von ihrem Zauber verloren. Regisseur Tom DiCillo setzt den Rebellen mit „When you’re strange“ ein Denkmal. Zu bisher unveröffentlichten Aufnahmen von Konzerten und Ausschnitten aus dem privaten Leben der Musiker kommentiert Johnny Depp die Geschichte der Doors. Die Dokumentation haucht den Archivaufnahmen dabei neues Leben ein. (red)

When you’re strange

USA 2009. Regie:Tom DiChillo. Kommentar: Johnny Depp. Verleih: EMW. 86 Min.

Wurzelsuche

Eine Wurzel-Suche in Rajasthan kann ganz schön mühsam sein: Hitze, Staub und Hunger überall. Und dann auch noch dieses Dauer-Gehupe: „Da hab’ ich echt die Nerven weggeschmissen,“ sagt Harri Stojka, Gitarrenvirtuose und einer der weltweit bekanntesten Vertreter des Gypsy-Jazz. In jener indischen Provinz, wo die Roma ursprünglich beheimatet gewesen sein sollen, hat er sich auf die Suche nach den Ursprüngen einer reichen Kultur gemacht. Mit seinem Freund und Musikerkollegen MosÇa SÇisÇic, Regisseur Klaus Hundsbichler, Produzent Rudolf Klingohr und einem kleinen Filmteam klapperte er fünf Wochen lang entlegene Dörfer und geballte Städte ab, durchstreifte Wüsten und entdeckte so kuriose wie geniale Musiker, jeder von ihnen ein Meister der vielfältigen Spielweisen eines gemeinsamen Fundaments aus traditionellen Tonleitern, Harmonien und Emotionen. Eine nicht immer spannende, aber stellenweise mitreißende „Stehgreif-Dokumentation“, wie Stojka sie nennt, ein musikalischer Road-Trip durch die Geschichte – der in der Gegenwart beim Wiener Heurigen endet. Und während die Kulturschock-Toleranz der indischen Gäste durch Schmalzbrot und Wienerlied-Legende Karl Hodina gehörig getestet wird, muss man sagen: Gypsy-Jazz klingt hier verdächtig gut aufgehoben. (Alexandra Zawia)

Gypsy Spirit, Harri Stojka – Eine Reise

A/IND 2010 – Regie: Klaus Hundsbichler.

Verleih: Thimfilm. 91 Min.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung