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Virtuelle Zärtlichkeiten

Ein Liebesfilm in Zeiten des Mobiltelefons: So wird "I Phone You“ angekündigt - aber stattdessen ist die deutsch-chinesische Koproduktion ein eigenartig distanzierter Film, der einer jungen Chinesin (Jiang Yiyan) auf einer Odyssee durch Berlin folgt.

Ling, die in der Millionenstadt Tschungking als blumenliefernder Clown arbeitet, bekommt von ihrem reichen, in Deutschland lebenden Liebhaber ein iPhone geschenkt. Bald jedoch sind ihr die virtuellen Zärtlichkeiten zu wenig und sie macht sich spontan auf nach Berlin. Doch der Gespons lässt sich nicht blicken und schickt stattdessen seinen Chauffeur und Bodyguard (Florian Lucas). Da geht die selbstbewusste Ling auf eigene Faust auf die Suche nach ihrem Angebeteten und gerät in allerlei kuriose Situationen.

Die beiläufige Zeichnung des Alltags in den Metropolen Berlin und Tschungking gehört zu den Vorzügen von "I Phone You“. Dieselbe Beiläufigkeit erweist sich jedoch als ziemlich fatal für die Story. Weil Regisseurin Dang Tan jegliche Emotionalität in ihrer Inszenierung vermeidet, lassen Lings Abenteuer und ihre Annäherung an ihren Aufpasser den Zuschauer leider kalt. (Michael Krassnitzer)

I Phone You

China/Deutschland 2011. Regie: Dan Tang. Mit Jiang Yiyan, Florian Lucas. Verleih: Polyfilm. 95 Min.

Ferienabenteuer ihres Lebens

1979: Ein Alien entfleucht aus dem Waggon eines verunglückten Hochsicherheitszuges und macht den Bewohnern einer Kleinstadt das Leben zur Hölle. Menschen verschwinden, das Militär übt sich in Geheimhaltung und verwandelt die Stadt kurzerhand in einen Kriegsschauplatz.

So klingt die Handlung von J. J. Abrams’ "Super 8“ nach einer billigen Special-Effects-Orgie ohne Esprit. Jedoch: Abrams wählt einen geschickten Weg aus dem Sci-Fi-Einheitsbrei. Er stellt eine Bande Teenager ins Zentrum, die mit einer Super-8-Kamera Zeugen des Zugunglücks werden: Auf der Filmrolle ist erstmals das Alien zu sehen. Und weil die Kinder gerade Sommerferien haben, ist der extraterrestrische Angriff das größte Ferienabenteuer ihres Lebens. Abrams orientiert sich an Spielberg-Großtaten wie "Die unheimliche Begegnung der Dritten Art“, wo noch die emotionale Wirkung auf das Publikum im Fokus lag. Er legt diesen Retro-Flair gekonnt in seinen Film und hatte dabei einen guten Helfer: Der Produzent von "Super 8“ heißt nämlich - Steven Spielberg. (Matthias Greuling)

Super 8

USA 2011. Regie: J. J. Abrams. Mit Elle Fanning, Kyle Chandler, Joel Courtney, Gabriel Basso. Universal. 112 Min.

Eine kühle Darstellung der koreanischen Gesellschaft

Was mit einem Fenstersturz beginnt, muss im Inferno enden, eine Regel, die dem Kern des Melodramas entspringt. Nicht anders erlebt es "Das Hausmädchen“ im Remake von Im Sang-soo des südkoreanischen Klassikers "Haneyo“ von Kim Ki-young: Aus einfachen Verhältnissen kommt sie in eine reiche Familie, ein Inbegriff der Bourgeoisie, wo zum Frühstück bereits Chopin ertönt, schon das kleine Töchterlein frische Austern schlürft und der Hausherr sich am Dienstmädchen vergreift, weil die schwangere Frau unpässlich ist. Als das Hausmädchen aber schwanger wird, soll sie abtreiben und besser noch: eiskalt abserviert werden. Mittels Intrigen, Gift und Psychoterror verteidigt der Geldadel skrupellos den eigenen Clan gegen die Unterschicht; als Gegenwaffe bleibt der Magd bald nur noch der eigene Tod.

Wie das Original aus den 1960er-Jahren, ist auch Sang-soos Remake eine kühle Darstellung der koreanischen Gesellschaft - aber auch ein hitziges Thriller-Melodrama über Liebeswahn, das sich ganz auf die Seite des verheirateten Mannes stellt. Ästhetisch verbindet der Film Elemente des Horrorfilms und expliziter, sadistisch eingefärbter Gewalt mit dem Design hochglanzpolierter, obskurer Begierden; aber er zeigt auch sehr klar die Klassenverhältnisse, die Ausbeutung der Unterschichten und den realistischen Alltag einer langweiligen Ehe.

(Alexandra Zawia)

Das Hausmädchen (Hanyo)

Südkorea 2010. Regie: Im Sang-soo. Mit Jeon Do-yeon, Lee Jung-jae, Seo Woo. Thal. 106 Min.

Schlümpfe in 3-D

Die Schlümpfe“ erleben ihren ersten Leinwandauftritt, in 3-D animiert und in einen Realfilm eingebaut. Dabei hilft ein New Yorker Pärchen einer Handvoll der Kobolde beim Versuch, heim in den Märchenwald zu gelangen, möglichst ohne dabei dem Zauberer Gargamel in seinen magischen Kochtopf zu fallen. Fallweise niedlich und klamaukig bis jenseits der Schmerzgrenze, lässt der Film auch ein paar subversive Momente zu: Ja, das Schlumpflied nervt wirklich. (m. m.)

Die Schlümpfe (The Smurfs)

USA/B 2011. Regie: Raja Gosnell. Mit: Neil Patrick Harris, Jayma Mays. Sony Pictures. 102 Min.

Vergiss dich nicht

Verbiesterte Managerin mit Erfolgszwang und Midlife-Crisis trifft auf ihr früheres Ich und erinnert sich an das Wesentliche im Leben: Was nach Selbstfindungskitsch klingt, ist in dem französischen Film "Vergissmichnicht“ eine bis ins Detail sorgfältige Erzählung mit Bodenhaftung. Protagonistin ist Margaret (Sophie Marceau), die an ihrem 40. Geburtstag von einem pensionierten Anwalt einen Brief überreicht bekommt. Den Anwalt hatte sie selbst als Mädchen beauftragt - und der Brief ist der erste von vielen, die sie sich als Siebenjährige an ihr erwachsenes Ich geschrieben hat. Margaret ist berührt von dem, woran sie die Briefe erinnern: an ein großes Drama, an Enttäuschungen und Hoffnungen.

Yann Samuel ist ein wundervoller Film über Kindheitserinnerungen geglückt. Die Hauptfigur findet das Glück bei sich selbst: Ausnahmsweise nicht in der Beziehung zu einem Mann - das ist dann erst die fröhliche Draufgabe.

(Magdalena Miedl)

Vergissmichnicht (L’âge de raison)

Regie: Yann Samuell. Mit Sophie Marceau, Marton Csokas, Michel Duchaussoy. Filmladen. 89 Min.

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