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Aus der Kitsch-Werkstatt

Wenn Nicholas Sparks, der US-Kitschier schlechthin, mit „Dear John“ (2006 als „Das Leuchten der Stille“ erschienen) die Vorlage für ein Drama von Lasse Hallström (Hachiko, Chocolat) liefert, ist ein eindringliches Rührstück garantiert: Weinen soll ja befreien! Wie lange kann eine Fernbeziehung in Zeiten des Krieges halten? Noch dazu, wenn sich die vermeintliche Mesalliance – Savannah (Amanda Seyfried) gehört der Upper Class an und John (Channing Tatum) flüchtete seine zerrüttete Vergangenheit hin zu den Rangers – über Jahre nur mehr auf den Austausch von Briefen beschränkt? Anfänglich verliebt sich der Soldat auf Heimaturlaub in das High School Girl – er schwört ihr, seinen Dienst fertig zu leisten, um mit ihr fürderhin ein glückliches Leben zu führen. Der 11. September 2001 kommt dazwischen: Der Korpsgeist bindet ihn an sein Regiment. Handschriftlich kündigt sie das Verhältnis – allein, aus der einstigen romantischen Briefliebe über Kontinente hinweg wird eine unendliche, ungelebte, unfertige Liebe. Versehen mit reichlich Sentiment, verhandelt der Film die Systeme „Krieg“ und „Klasse“ zutiefst amerikanisch. (Rudolf Preyer)

Das Leuchten der Stille (Dear John)

USA 2010. Regie: Lasse Hallström. Mit Amanda Seyfried, Channing Tatum, Richard Jenkins. Verleih: EMW. 102 Min.

Kinder und andere Untote

Nicht im Monster, sondern im Menschen verbirgt sich das wahrhaft Böse. Dieses Prinzip anspruchsvoller Horrorfilme treibt Altmeister George A. Romero in seinem jüngsten Zombiefilm auf die Spitze: Die lebenden Toten sind nur noch eine Art unangenehmes Naturereignis und werden wie lästige Insekten per Kopfschuss außer Gefecht gesetzt. Im Mittelpunkt der Geschichte steht vielmehr der seit Generationen andauernde Konflikt zweier Familien. Und da liegt auch das Problem von „Survival of the Dead“: Die Story haut einen nicht vom Hocker, die schauspielerischen Leistungen sind mäßig. Die Inszenierung eines Familiendramas ist nicht Romeros Sache. Schade, denn das Setting hat viel Potenzial: „Survival of the Dead“ spielt auf einer Insel. Die nach Menschenfleisch gierenden Horden, die mittlerweile ganz Amerika aufgefressen haben, können das Wasser nicht überwinden, daher bereiten nur die eigenen Toten den Inselbewohnern Probleme. Aber was tun, wenn die eigenen Familienmitglieder, die eigenen Kinder zu todbringenden Untoten geworden sind? (Michael Kraßnitzer)

Survival of the Dead

USA/CDN2009. Regie: George A. Romero. Mit Alan Van Sprang, Kathleen Munroe, Kenneth Welsh. Verleih: Kinostar. 89 Min.

Ein Berg von einem Mann – und eine schüchterne Seele

Ein Berg von einem Mann ist Jara, der in einem Supermarkt in der Videoüberwachung arbeitet. Nebenbei jobbt er noch als Rausschmeißer in einer Disco und steht auf Heavy Metal. Ein rauer Typ könnte man meinen, doch in diesem körperlichen Riesen schlummert eine sanfte und schüchterne Seele. Kaum soziale Kontakte scheint er zu haben, verliebt sich über den Supermarkt-Monitor aber dann in die zierliche Putzfrau Julia. Seine Beobachtungen und Recherchen weitet er zunehmend auch auf Julias Alltag aus, aber anzusprechen wagt er die Angebetete nicht.

Dem in Uruguay lebenden Argentinier Adrian Biniez ist durch die ruhige und genaue Beobachtung eine lakonisch-tragikomische Liebesgeschichte gelungen, die an die Filme Aki Kaurismäkis erinnert. Der Dialog ist auf ein Minimum reduziert, erzählt wird weitgehend in Bildern. Eindrücklich evoziert Biniez dabei Kommunikationslosigkeit und Einsamkeit, wenn er der bunten Supermarktwelt die schwarzweißen Videobilder gegenüberstellt. Deprimierend wird dieses bezaubernde Spielfilmdebüt dennoch nie, sondern bewahrt durch leisen Humor eine sanfte Melancholie, die kongenial zu dem von Horacio Camandule wunderbar stoisch gespielten Protagonisten passt. Wenn der Zuschauer dabei Jaras Aktionen kaum weniger voyeuristisch verfolgt als dieser seine Julia, entwickelt sich zudem ein feiner Diskurs über die Rolle des Kinozuschauers im Allgemeinen. (Walter Gasperi)

Gigante

UR/D/ARG/E 2009. Regie: Adrian Biniez. Mit Horacio Camandule. Diego Artucio. Verleih: Top 90 Min .

Brezinaverfilmung

Iris Berben als Bösewichtin „Q“ ist das Highlight in der ersten Verfilmung aus der Kinder-Krimi-Reihe „Tiger Team“ von Thomas Brezina. Die (klischeehaft gecasteten) Freunde Luk, Biggi und Patrick suchen in „Der Berg der 1000 Drachen“ in Wien, China und Vietnam nach einem Schlüssel zu einem Palast voller Schätze, was Regisseur Peter Gersina die Gelegenheit gibt, eine fantasiereiche, spannende Abenteuergeschichte zu inszenieren. Eine Gelegenheit, die er leider kaum nutzt. (Alexandra Zawia)

Tiger Team

D/A/CH 2010 - Regie: Peter Gersina Mit Helena Siegmund-Schultz, Iris Berben. Verleih: Constantin. 88 Min.

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