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Wunderwelten, unentschieden!

Widrigkeiten während der Dreharbeiten kennt Terry Gilliam zur Genüge. Seine jüngste Arbeit wurde durch den Tod von Heath Ledger überschattet. Das Drehbuch mit seinen Wunderwelten erlaubte es aber, die Arbeit wieder aufzunehmen; Ledgers Freunde Johnny Depp, Colin Farrell und Jude Law sprangen ein, um der Figur des Tony weitere Facetten zu schenken. Fluch oder Segen? Interessant und reich an Idee ist Gilliams Arbeit fraglos, nur kränkelt es an Ziel und Dramaturgie. Tony schließt sich – knapp dem Tod entkommen – einer Wandertheatergruppe an, die eher schlecht als recht mit einer wirklichen Attraktion durch die Lande tingelt: Dr. Parnassus’ Wunderkabinett beheimatet grenzenlose Vorstellungswelten. Aber auch die Realität des tausend Jahre alten Magiers ist abenteuerlich genug: Er hat mit dem Teufel eine Rechnung offen. Unsterblichkeit und ewige Jugend, fantastische Wunderwelten und Nachverhandlungen mit dem Teufel, amouröse Gefühle und Sozialkritik, Handlungs- und Realitätsebenen, Fragen der Moral – Gilliam kann sich nicht entscheiden, was – und wessen Geschichte – er nun erzählen möchte. (Nicole Albiez)

Das Kabinett des Dr. Parnassus

F/CDN/GB 2009. Regie: Terry Gilliam. Mit Heath Ledger, Christopher Plummer, Tom Waits, Johnny Depp, Jude Law, Colin Farrell. Verleih: Constantin. 122 Min.

Gratwanderung, gemeistert!

Wo beginnt Antisemitismus, und was ist berechtigte Kritik an der Politik des Staates Israel. Ist „Antizionismus“ der Antisemitismus im Schafspelz? Solchen Fragen geht der israelische Regisseur Yoav Shamir im Dokumentarfilm „Defamation“ nach. Shamir, Jahrgang 1970 und als kritischer Filmemacher bekannt, hat Antisemitismus selbst nicht erlebt. Nun will er herausfinden, was hinter diesem Phänomen zwei, drei Generationen nach der Schoa steckt. Unbefangen begleitet er etwa Abraham Foxman, den Präsidenten der Anti-Defamation League, der weltgrößten Organisation, die Antisemitismus bekämpfen will, nach Europa. Er befragt dann Rabbiner, die mit der Judenfeindschaft weniger Probleme haben als säkulare Juden. Oder er nimmt an einer israelischen Schülerfahrt nach Auschwitz teil und zeigt, wie den Kids nach und nach das Gefühl eingeimpft wird, von der ganzen Welt gehasst zu sein. Und er lässt auch umstrittene Kritiker eines angeblichen „Schoa-Business“ wie den amerikanischen Politologen Norman Finkelstein zu Wort kommen. Eine Gratwanderung, das die österreichische Koproduktion durchaus meistert. (Otto Friedrich)

Defamation (Hashmatsa)

A/DK/Israel/USA 2009. Regie: Yoav

Shamir. Verleih: Thimfilm. 93 Min

„Romantische Komödie“, mitnichten!

„Haben Sie das von den Morgans gehört?“ Wenn nein, ist Ihnen etwas entgangen: 103 Minuten absolut nichts, in diesem Film von Marc Lawrence, der zumindest mit „Music and Lyrics“ 2007 eine etwas bessere romantische Komödie machte. Auch damals bekräftigte Hugh Grant seinen Ruf, nur eine Rolle spielen zu können: Den schüchtern-schusseligen Engländer (in Amerika), der oft rot und am Ende immer geliebt wird. Aber was macht das schon, wenn er darin so gut ist. Was man also von einer „romantischen Komödie“ erwartet, in der Grant einen New Yorker Anwalt spielt, der mit seiner entfremdeten Frau Meryl (Sarah Jessica Parker) zufällig einen Mörder bei der Arbeit beobachtet und im Zeugenschutzprogramm, – sprich: einem Kaff in Wyoming – landet, das bekommt man auch. Nur hier viel schlechter. Grant scheint zu denken, er spiele in einem guten Film. Was beizeiten dazu führt, dass er den Film besser macht. Aber was ist ein Mann gegen ein klappriges Schiff im letalen Mittelmäßigkeits-Strudel?

(Alexandra Zawia)

Haben Sie das von den Morgans gehört? (Did You Hear About The Morgans?)

Regie: Marc Lawrence. Mit Hugh Grant,

Sarah Jessica Parker. Sony. 103 Min.

„Ultimative Kampfszenen“, versprochen!

Mit dem Versprechen, „ultimative Kampfszenen“ und „futuristische Computer-Ästhetik“ auf die Leinwand zu zaubern, versucht das Regie-Duo Mark Neveldine und Brian Taylor, an den (kommerziellen) Erfolg ihrer „Crank“-Filme anzuschließen: „Gamer“ nennt sich der jüngste Streich der beiden, die in diesem Action-Feuerwerk „300“-Star Gerard Butler als unbeugsame Kampfmaschine durch den Cyberspace jagen. Als moderner Gladiator darf der schottische Schauspieler diesmal zwar keine persischen Krieger, dafür aber zu Tode verurteilte Sträflinge – die wie er als fremdgesteuerte Real-Spielfiguren eines Online-Games in virtuellen Arenen kämpfen – niedermetzeln. Auch wenn sich die „Gamer“-Macher bemühen, dem rasanten High-Tech-Actioner einen tiefgründigen Anstrich über die Auswüchse einer digital-versklavten Gesellschaft zu verpassen, bleibt aufgrund des Schnellschnitt-Gewitters und nicht mehr als der schale Nachgeschmack eines „Running Man“-Leinwand-Updates übrig. „‚Gamer‘ ist eindeutig ein Produkt der kranken, aber genialen Gehirne von Neveldine und Taylor“, meint Butler über den Sci-Fi-Thriller. Ein Befund, dessen erster Teil absolut zutrifft.

(Jürgen Belko)

Gamer

USA 2009. Regie: Mark Neveldine, Brian Taylor. Mit Gerard Butler, Amber

Valletta. Verleih: Constantin.95 Min.

Freakshow, bemüht!

Blutsauger haben auf der Leinwand derzeit Hochsaison. Regisseur Paul Weitz (dessen Bruder Chris Teil zwei der „Bis(s)“-Trilogie verfilmt hat) folgt dem Trend und macht in „Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire“ gleich eine ganze Freak Show zu Filmhelden.

Eigentlich sind Darren (Chris Massoglia) und Steve (Josh Hutcherson) zwei ganz normale amerikanische Teenager. Doch als eines Abends ein höchst exotisch verlotterter Mitternachtszirkus im örtlichen Theater gastiert, können sie nicht widerstehen. Ein Riese, Zwerge, ein Schlangenmensch, Feuerschlucker, ein Fräulein mit Bart (Salma Hayek mit viel Humor) und der charismatische Spinnenbeschwörer Larten Crepsley (John C. Reilly), der ein Doppelleben als echter Vampir führt – die Burschen sind fasziniert, und Darren klaut vor lauter Begeisterung die wertvolle Riesenspinne, um ein Souvenir zu haben. Doch dann wird Steve von dem tödlich giftigen Vieh gebissen und Darren muss Crepsley um Hilfe bitten. Der verlangt aber ein Opfer: Darren muss sich zum Vampir machen lassen …

Man merkt die Mühe an, die der Umbau vom Buch zum Film gekostet hat. Gern würde man mehr von den schrulligen Figuren sehen, ob es einen nächsten Teil geben wird, ist aber noch nicht fix. (Magdalena Miedl)

Mitternachtszirkus – Willkommen in der Welt der Vampire (Cirque du Freak)

USA 2009. Regie: Paul Weitz. Mit John C. Reilly,

Salma Hayek, Willem Dafoe. Verleih: UPI. 109 Min.

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