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Trennung, ein Kinderschmerz

G anz aus Kinderperspektive erzählen Hippolyte Girardot und Nobuhiro Suwa von zwei befreundeten achtjährigen Pariser Mädchen. Ihre Freundschaft – und auch Yukis bisheriges Leben – wird aber gefährdet durch den Beschluss von Yukis japanischer Mutter, ihren Mann zu verlassen und mit der Tochter nach Japan zu übersiedeln.

In langen Einstellungen zeigt das japanisch-französische Regieduo einfühlsam und bewegend, welche Belastung eine Trennung der Eltern für Kinder bedeutet und wie fremd ihnen das Verhalten der Erwachsenen ist. Weit größer als die kulturelle Differenz zwischen Japan und Frankreich scheint die zwischen Kindern und Erwachsenen.

So realistisch aber dieser Beginn ist, so märchenhaft ist das Finale: Als Nina zusammen mit Yuki von zu Hause abhaut, verirren sich die beiden Mädchen zunächst in einem Wald und Yuki landet dann sogar in einem japanischen Dorf. Ein bestechend fotografierter, wunderbar poetischer Film. (Walter Gasperi)

Yuki & Nina

F/J 2009. Regie: Hippolyte Girardot, Nobuhiro Suwa. Mit Noë Sampy, Arielle Moutel, Tsuyu, Hippolyte Girardot.

Verleih: Stadtkino. 93 Min. Ab 16. 4.

B-Movie mit Starbesetzung

D ie griechische Sagenwelt ist in Hollywood gerade ziemlich angesagt. Für „Kampf der Titanen“ wurde die Perseus-Sage als Fantasy-Actionspektakel adaptiert. Das Remake eines Streifens aus den 1980er-Jahren geht äußerst frei mit der Vorlage um. Klassisch Gebildete werden den Kopf schütteln ob der zahllosen Abweichungen von der antiken Erzählung. Diese gipfeln darin, dass wieder einmal Hades, der in der originalen Perseus-Sage gar nicht vorkommende Gott der Unterwelt, zum strippenziehenden Bösewicht gemacht wird. Die manchmal die Grenze zur Selbstironie überschreitende Ernsthaftigkeit der Umsetzung und einige beachtliche Auftritte von Charakterschauspielern (Ralph Fiennes, Liam Neeson und vor allem Mads Mikkelsen) machen den Film durchaus unterhaltsam, sofern man Trash und B-Movies nicht abgeneigt ist. Die schlampigen digitalen und 3D-Spezialeffekte lassen allerdings zu wünschen übrig. (Michael Kraßnitzer)

Kampf der Titanen (Clash of the Titans)

USA 2010. Regie: Louis Leterrier. Mit Sam Worthington, Liam Neeson, Mads

Mikkelsen. Verleih: Warner. 106 Min.

Paradoxer Alltag im Iran

„D ie Hauptursache für eine Scheidung ist die Ehe.“ Was nach einem (schlechten) Scherz aus dem Munde eines Junggesellen in dem Dokumentarfilm „Im Bazar der Geschlechter“ klingt, hat im Iran einen realen Hintergrund: Um in der Islamischen Republik der drohenden Todesstrafe bei Ehebruch zu entgehen, schließen viele verheiratete Männer sogenannte „Zeitehen“. Der Vorteil einer solchen Partnerschaft: Sie kann parallel zu einer traditionellen Ehe geführt werden, je nach Höhe des Brautgelds von einer Stunde bis zu 99 Jahren dauern und ist rechtlich völlig legal – häufig allerdings auch ein Scheidungsgrund für „betrogene“ Vollzeit-Ehefrauen.

„Theoretisch ist fast alles verboten, gleichzeitig wird fast alles praktiziert – es geht nur darum, sich nicht erwischen zu lassen“, bringt die in Teheran aufgewachsene Filmemacherin Sudabeh Mortezai die paradoxe Alltagssituation in jenem Land auf den Punkt, das kürzlich von der „grünen Revolution“ erschüttert wurde. Sprengkraft hat auch Mortezais Sitten-Porträt, das nicht nur den Widerspruch zwischen religiösen Dogmen, Macho-Sentimentalitäten und weiblicher Lebensrealität deutlich macht, sondern auch augenzwinkernd auf ein Gesellschaftssystem blickt, das auf die Befriedigung männlicher (Sexual-)Bedürfnisse ausgerichtet ist. Inhaltlich gelungen, kann das engagierte „Urlaubs-Video“ allerdings nicht über die formal-stilistischen Schwächen hinwegtäuschen. (Jürgen Belko)

Im Bazar der Geschlechter

A/D 2009. Regie: Sudabeh Mortezai. Verleih: Poool; 85 Min. Ab 16. 4.

Verwechselt

Eine Verwechslung beschert dem Ehepaar Foster (Steve Carrell, Tina Fey) die Nacht seines Lebens – der wöchentliche Ausgehabend der beiden läuft völlig aus dem Ruder: Von Gangstern gejagt müssen sie ganz schön in die Trickkiste greifen, um mit heiler Haut davonzukommen ... Nach „Nachts im Museum“ und dessen Sequel versucht sich nun Hollywoods Mann fürs Leichte, Shawn Levy, an einem durchaus verwandten, wenn auch nicht ganz so märchenhaften Stoff. (red)

Date Night. Gangster für eine Nacht

USA 2010. Regie: Shawn Levy. Mit Steve Carrell, Tina Fey, Mark Wahlberg,

Verleih: Centfox. 88 Min. Ab 16. 4.

Der Modemacher als Regisseur

P erfektion in Pose, Design und Komposition: Nichts anderes hätte man vom Spielfilmdebüt eines Star-Designers erwartet. Tom Ford, der Modemacher, musste für „A Single Man“ sein eigentliches Metier aber gar nicht verlassen, denn vieles funktioniert beim Film genau wie in der Mode. Das sagt er sogar selbst: „Du erstellst ein Konzept, heuerst Leute für die technischen Aufgaben an und erklärst ihnen, was du haben willst.“

Die Verfilmung des Christopher-Isherwood-Romans „A Single Man“ ist auch eine sinnliche Erfahrung, deren Kern ein Drama bildet: Der Literatur-Professor George Falconer (Colin Firth) kommt über den Unfalltod seines langjährigen Lebenspartners Jim nicht hinweg. Zu seiner Tragik gesellt sich der Umstand, dass Falconer als Schwuler im Los Angeles der 60er-Jahre als Außenseiter gilt. Gerade in dieser sensiblen Seelenphase findet er in seinem Studenten Kenny (Nicholas Hoult) einen beherzten Verfolger, der in ihm einen Seelenverwandten zu erkennen glaubt. Makelloses Design und große Posen bilden die Hülle für einen Film, der durch Firths sensibles Spiel mit Leben gefüllt wird. (M. Greuling)

A Single Man

USA 2009. Regie: Tom Ford. Mit Colin Firth, Julianne Moore, Nicholas Hoult. Matthew Goode. Verleih: Constantin.

100 Min. Ab 16.4.

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