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Goethe, ein wenig leichtfüßig

„Ich bin in die große Villa Wahlverwandtschaften hineingegangen und habe alles geklaut, was mir gut gefallen hat“, sagt Regisseur Sebastian Schipper über seinen Film „Mitte Ende August“ frei nach Goethes „Wahlverwandtschaften“: Hanna (Marie Bäumer) und Thomas (Milan Peschel) haben gemeinsam ein altes Häuschen am Land gekauft. Die beiden sind verliebt wie am ersten Tag, und obwohl unendlich verschieden, ergänzen sie sich prächtig: Hanna ist klar strukturiert und Milan steckt voll verrückter Ideen, wie ein großes Kind. Dieses Gleichgewicht gerät ins Wanken, als Thomas’ älterer Bruder Friedrich (André Hennicke) zu Besuch kommt, ein ernsthafter Architekt, der an seiner Scheidung leidet. Dazu lädt Hanna ihre Patentochter Augustine (Anna Brüggemann) ein, die sich voll Übermut den Wonnen des Sommers hingibt. Und auf einmal sind die Anziehungskräfte neu verteilt …

Die vielen Toten am Ende von Goethes Roman hat Schipper weggelassen. Sein Film ist ein Sommerlustspiel mit zeitweiligem Partnerwechsel, und dabei manchmal fast ein wenig zu leichtfüßig. (Magdalena Miedl)

Mitte Ende August

D 2009. Regie: Sebastian Schipper. Mit Marie Bäumer, Milan Peschel, André

Hennicke. Verleih: Senator. 93 Min.

Disney-Spaß wie eh und je

Der neue Zeichentrickfilm aus dem Hause Disney, welches sich – nach der Übernahme von Pixar – endlich wieder alter Tugenden besinnt, kann sich sehen lassen, und zwar gar nicht altbacken in 2D. „Küss den Frosch“ führt ins New Orleans der 1920er Jahre: Tiana hält sich als Kellnerin über Wasser. Als die Bank ein Ultimatum stellt, scheint ihr Traum vom eigenen Restaurant zu platzen. Da kommt Prinz Naveen – freilich in der Form eines Frosches – seines Weges gesprungen. Für eine Zärtlichkeit verspricht er ihr die Tilgung sämtlicher Sorgen. Endlich überwindet sie ihren Ekel und küsst ihn. Unglücklicherweise verwandelt sie dieser aber in eine Amphibie. Nun irren die zwei Frösche durch die Sümpfe Louisianas – es muss sich doch irgendjemand finden, der ihre menschliche Gestalt wiederherstellt … In guter Disney-Tradition hüpfen die Helden durch eine Nummernrevue: Die Musik schrieb niemand geringerer als Randy Newman. Als Weihnachtsfilm empfiehlt sich dieses moderne Musical nicht nur für die Kleinen. (Rudolf Preyer)

Küss den Frosch (The Princess and the Frog)

USA 2009. Regie: Ron Clements,

John Musker. Verleih: Disney. 97 Min.

Von „guten Deutschen“

Die blonde Marga und ihre kleine Tochter können als „ausgebombte Dortmunderinnen“ durchgehen und am Hof leben, Margas Mann taucht versteckt in Ställen unter: Die jüdische Familie entkommt der Deportation durch die Hilfe von Bauern im Münsterland, die sie unterbringen. Eine Tat, die für die Helfer der Tod bedeuten könnte. Die Gefahr, aufzufliegen, ist omnipräsent. Chronische Anspannung durchzieht das zwischen 1943 und 1945 angesiedelte Drama „Unter Bauern“, das auf den Erinnerungen von Marga Spiegel basiert, ausgefüllt von einer engagierten Darstellerriege. Spannung und Authentizität leiden am Mittelmaß von Ästhetik und Dramaturgie. Der Richtungswechsel von Bauerntochter Anni etwa – von der NS-Anhängerin zur Gegnerin – geschieht „unglaublich“ schnell; Regisseur Ludi Boekens TV-Herkunft lässt sich nicht leugnen. Während die Geschichte der Opfer erzählt wird, stehen die Retter im eigentlichen Zentrum, einfache Menschen, die aus Moral agiert haben.

(Nicole Albiez)

Unter Bauern – Retter in der Nacht

D 2009. Regie: Ludi Boeken.

Mit Veronica Ferres, Armin Rohde.

Verleih: 3L/Thim Film. 90 Min.

Quälender Krieger

Im Actionkino liegt der Unterschied zwischen einem akzeptablen Story-Deckmäntelchen und einer Beleidigung für die Intelligenz darin, wie ernst sich der jeweilige Film nimmt. Verhängnisvollerweise meint es „Ninja Assassin“ bitter ernst: Von den Ozunus weiß er zu faseln, einem Geheimclan, der seit tausend Jahren Waisen zu Auftragskillern ausbildet. Einst war Raizo der meistversprechenden Schüler – bis er gegen seinen Meister aufbegehrte. Nun lebt er im „exotischen“ Berlin, wehrt allfällige Häscher ab und wartet nur darauf, einer Europol-Agentin zu helfen, die der Existenz der Ozunus auf der Spur ist. Lustlos hantiert Regisseur James McTeigue („V wie Vendetta“) mit Phrasen von Verschwörung und Gefahr aus der Dunkelheit, quält sich und sein Publikum mit etlichen Rückblenden einer unmenschlichen Ninja-Ausbildung. Hinaus will er damit aber doch nur auf die penibel choreografierten Kampfszenen, in denen aufblitzende Waffen und sprudelndes Blut zum Tanz bitten – ganz im Stile der Wachowski-Brüder („Matrix“), die den Film produzierten. Mitreißen kann „Ninja Assassin“ jedoch auch an diesen Stellen selten: Die nächste peinliche Wortspende lässt nämlich nie lange auf sich warten.

(Thomas Taborsky)

Ninja Assassin

USA/D 2009. Regie: James McTeigue. Mit Rain, Naomie Harris, Shô Kosugi. Verleih: Warner. 99 Min.

Zuviel an Schönheit

Léa (Michelle Pfeiffer) ist eine Edelprostituierte im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts. In diesem Geschäft ist ihr gewisses Alter ein Problem, weshalb sie bald durch eine 18-Jährige ersetzt wird. Doch es bleibt ihr noch eine wichtige Aufgabe: Den Sohn ihrer ehemaligen Kollegin und Rivalin Madame Preloux (Kathy Bates) zum Mann zu machen. Zwischen dem verwöhnten Chéri (Rupert Friend) und Léa entspinnt sich alsbald mehr als nur körperliche Liebe: Die lodernde Leidenschaft, die Léa und Chéri füreinander empfinden, hält sechs Jahre an, ehe Madame Peloux mit ihren wahren Plänen herausrückt: Chéri soll schon bald eine arrangierte Hochzeit feiern – mit einer jüngeren und reicheren Frau.

Stephen Frears hat in seinem Kostümdrama „Chéri“ mit viel Akribie die gesellschaftlichen Gefüge der damaligen Zeit in Bilder zu übersetzen versucht und eine opulente Verfilmung des gleichnamigen Colette-Romans aus dem Jahr 1920 gedreht. Herzstück ist Michelle Pfeiffer, die man lange nicht mehr so glamourös, so emotional und so erotisch gesehen hat. Über diesem Fokus auf Schönheit und Epochentreue hat Frears aber vergessen, dem Stück die rechte Richtung zu geben: „Chéri“ pendelt in seinem Erzählfluss darob etwas hilflos zwischen Ironie und Melodramatik. (Matthias Greuling)

Chéri – Eine Komödie der Eitelkeiten (Cherí)

GB/D/F 2009 Regie: Stephen Frears.

Mit Michelle Pfeiffer, Rupert Friend, Kathy Bates, Francis Tomelty.

Verleih: Filmladen. 100 Min. Ab 18.12.

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